: Willi Lemke? „Stark versetzungsgefährdet“
Parteien reagieren mit Kritik auf die Ergebnisse der neuesten Pisa-Studie, die Bildungssenator Willi Lemke (SPD) gestern vorstellte. Grüne und Gewerkschaft fordern Geld, die CDU will „motivieren“ und mehr Wettbewerb
bremen taz ■ „Willi Lemke läuft Gefahr, das Klassenziel am Ende der Legislaturperiode nicht zu erreichen“, erklären die Grünen in ihrem „Zwischenzeugnis“ für den SPD-Bildungssenator. Verantwortlich für das schlechte Abschneiden der Bremer Schüler bei der Pisa-Studie sei „ein veraltetes, international nicht konkurrenzfähiges Bildungssystem, in das die große Koalition viel Geld und Energie investiert“ habe, das aber Jahr für Jahr viele Verlierer produziere, sagte die bildungspolitische Sprecherin der grünen Fraktion, Anja Stahmann.
Die CDU will auch „Willi Lemke nicht so einfach aus der Verantwortung entlassen“, wie es Fraktionschef Hartmut Perschau formuliert. Man könne angesichts der Pisa-Daten „keine Entwarnung“ geben. Die Union hat das Problem, dass sie als Teilhaber der großen Koalition für die schlechten Ergebnisse mitverantwortlich gemacht werden kann. Denn, wie Perschau bestätigt, habe die CDU „maßgeblich die Handschrift in der Bildungspolitik“ geführt. Für Claas Rohmeyer, bildungspolitischer Sprecher der CDU-Fraktion kein Widerspruch: Die SPD trage durch jahrzehntelange verfehlte Bildungspolitik Schuld an der Misere. Die auf Drängen der CDU eingeleiteten Reformen seien richtig. Genauer werde man dies erfahren, wenn man im November die nach Schularten aufgeschlüsselten Ergebnisse habe, und spielt damit auf gute Ergebnisse der Gymnasien an. Es gelte, Schüler zu motivieren und ihnen „Freude am Wettbewerb zu vermitteln“, was kein Geld koste, so Perschau. Da mache es keinen Sinn mit der Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft (GEW) über den Sinn von Zeugnissen zu diskutieren.
Die GEW fordert im Gegensatz zur Union die Abkehr vom Gymnasium ab Klassenstufe 5. Dadurch könnte die Kopplung von sozialer Herkunft und Schulerfolg aufgehoben werden. Darüber hinaus wollen die Lehrer mehr Investitionen in Kurse für Kinder, die vor der Einschulung nicht deutsch sprechen.
Experten gingen davon aus, dass es bis zu zehn Jahre dauern könnte, bis Reformen ernsthafte Ergebnisse bei einer Mehrzahl der Schüler brächten, so Rohmeyer, der Lemkes Namen nicht in den Mund nahm. Das tat allerdings Anja Stahmann: „Um es in der Sprache der Fußballer zu sagen: Wenn man dauerhaft nicht aus dem Tabellenkeller kommt, wäre vielleicht ein Trainerwechsel angesagt.“ ky