sieben sachen
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Coronataugliches Windrad aus „Lear“ Foto: Sebastian Hartmann

Über Überforderung

Im August 2019 eröffnete das Deutsche Theater seine Saison mit „Lear“, das in Collagen und frei nach Shakespeares „King Lear“ von sterbenden Vätern erzählt und ihren Kindern, die sich, in ihr Erbe verstrickt, unfähig zu einem Weg aus der Krise sehen. Weil das so gut in die aktuellen Verhältnisse passt, stellt das DT das Stück in einer Neuinszenierung und als Live-Stream noch einmal Wolfram Lotz’ „Die Politiker“ gegenüber – einem Monolog über Allzuständigkeit, Überforderung und die Einsamkeit.

„Lear“ und „Die Politiker“: DT, 1. 5., 20 Uhr, Tickets 3–20 €, www.deutschestheater.de

Mit Smartphone und Kopfhörer auf Brechts Pfaden Foto: Moritz Haase

Brecht und sie

Unter dem Titel „Brecht stirbt“ haben Bernhard Mikeska und Lothar Kittstein vom Theaterkollektiv Raum+Zeit einen kostenlosen Audiospaziergang entwickelt, bei dem neben Brecht auch vier seiner wichtigsten Mitarbeiterinnen am Berliner Ensemble und zugleich Partnerinnen zu Wort kommen: unter anderem Brechts Ehefrau, Schauspielerin und BE-Intendantin Helene Weigel und Elisabeth Hauptmann, mit der er an der Dreigroschenoper arbeitete. Los geht es am Dorotheenstädtischen Friedhof, Dauer: ca. 50 Minuten.

„Brecht stirbt“: ab 30. 4., www.berliner-ensemble.de

Mabel Lucie Attwells Illustration zu „Peter Pan and Wendy“ Foto: Wikimedia Commons

Die totale Regression?

Die Geschichte von Peter Pan, erzählt von einem Jungen, der niemals erwachsen wird und als Anführer einer Gruppe von Jungen auf der Insel „Neverland“ lebt. Die Figur erscheint als emblematisch für die Gegenwart: Ein infantiles Ethos prägt die kapitalistische Alltagskultur und den Weltzugang des Einzelnen. In „kulturkritischer wie psychoanalytischer Perspektive“ nähern sich in der Debattenreihe „Geggen//über“ des Literarischen Colloquiums Christine Kirchhoff und Georg Seeßlen der Frage nach der Verfasstheit unserer Gesellschaft.

Neverland oder die ewige Kindheit. Infantilisierung in der Wohlstandsgesellschaft, 4. 5., 19.30 Uhr, Stream: www.lcb.de

„Une leçon clinique à la Salpêtrière“ von P. A. Brouillet (1887) Foto: Wikipedia

Epochenkrankheiten

Als Hysterie bezeichnete man einst eine psychische Störung, die nach ihrer altgriechischen Namensherkunft „hystéra“ (Gebärmutter) als weiblich eingeordnet wurde. In der Reihe Mental Health sprechen (online) Literaturwissenschaftlerinnen* über kulturelle Ursachen für das lokal oder temporal gehäufte Auftreten von Krankheiten.

Literaturforum im Brechthaus, 30. 4., 20 Uhr, lfbrecht.de

Tony Elieh, „life is impossible without forgetting“, Fotomontage Foto: Tony Elieh

Festival für zeitgenössische Musik

Geplant war eigentlich auch ein coronatauglicher Parcours im Außenbereich. Doch nun sind die audiovisuellen Installationen, Livekonzerte, Erstsendungen von Filmproduktionen und Audiowalks zunächst wieder nur digital verfügbar. Unter anderem mit Tony Buck & Tony Elieh, Ute Wassermann & Sabine Vogel.

Memories in Music: Akademie der Künste, 6.–9. 5., adk.de

Namensgeber: Hermann Henselmanns „Haus des Lehrers“ in Mitte Foto: Wikimedia Commons

Radikal radial

Berlin und sein Umland bilden einen Siedlungsstern, der durch Ausfallstraßen und Siedlungen aus dem Ende des 19. Jahrhunderts geprägt und durch Ringe verbunden ist. Drei Planungsbüros haben sich mit der Frage beschäftigt, wie diesen Strukturen heute begegnet werden kann. Vorstellung und Diskussionen im Rahmen des Hermann-Henselmann-Kolloqiums.

100 Jahre Groß-Berlin: 6. 5., 16–20 Uhr, Anmeldung unter anmeldung@hermann-henselmann-stiftung.de

Svenja Liesau auf der Bühne des Gorki Theaters Foto: Ute Langkafel MAIFOTO

Die Welt, das System und ich

Vier Frauen, die alle gleich aussehen: strähniges dunkles Haar, Bademantel, weiße Turnschuhe. Lebensentwürfe sind nur Imitation der in sie hinein geladenen Bilder. Sibylle Bergs „Und sicher ist mit mir die Welt verschwunden“ torpediert den Mittelstand und ist nominiert für „Stücke 2021“ der Mülheimer Theatertage.

Stream am 28. 4., 19.30 Uhr, Gorki Theater, www.gorki.de