: „Sie plappern wild auf ihre Eltern ein“
LERNEN Die Nordseeinsel Föhr hat eine Kinder-Uni. Sandra Lessau vom Insel-Marketing erklärt, warum
■ 38, ist gelernte Hotelfachfrau, studierte Betriebswirtin und Marketing-Leiterin der Föhr Tourismus GmbH.
taz: Frau Lessau, hätten Sie als Kind im Urlaub lieber im Sand gespielt oder an Vorlesungen teilgenommen?
Sandra Lessau: Strand und Baden war bei mir immer das Wichtigste. Und wenn es wahnsinnig heiß ist, will ich nicht drinnen in einer Vorlesung sitzen. Nur haben wir ja leider auch nicht immer Badewetter.
Warum eine Kinder-Uni ausgerechnet auf Föhr?
Die Idee einer Kinder-Uni ist nichts Neues, die gibt es auch an regulären Unis. Im Prinzip wollen wir unseren qualitativ hochwertigen Kinderveranstaltungen einen ansprechenden Rahmen geben. Zuerst im Bezug auf das Wattenmeer als Unesco-Weltkulturerbe, mittlerweile auch darüber hinaus, denn irgendwie ist Föhr doch ein ganz eigenes Stückchen Welt.
Ist „Kinder-Uni“ ein Deckname, weil es sich besser verkauft?
Ob „Von der Kuh bis zum Käse“ nun mit oder ohne Kinder-Uni als Rahmen besser läuft, kann ich nicht sagen. Aber wir prüfen die Angebote auf Kinderfreundlichkeit und ich denke, das allein verbessert die Veranstaltung automatisch.
Gibt es Gemeinsamkeiten zwischen Ikeas „Kinderparadies“ und Föhrs „Kinder-Uni“?
Nein, das ist etwas ganz anderes. Kinder wollen Dinge über die Insel wissen und Begebenheiten erfahren, die ihnen Eltern oft nicht richtig beantworten können. Und die Freude über das neu gewonnene Wissen und das Familienerlebnis nehmen sie als Erinnerung mit nach Hause.
Wie konnten Sie die zum Teil prominenten Dozenten wie den Comedian Bernhard Hoecker für sich gewinnen?
Prominente gestalten das Kulturprogramm hier schon länger mit. Herr Hoecker war vor zwei Jahren bereits mit „Der Matsch im Stiefel“ im Watt als Dozent unterwegs. Jetzt möchte er sein Hobby Geocaching mit den Kindern teilen. Ich glaube, es macht ihnen einfach Spaß, ihre Faszination für die Insel an die Kinder weiterzutragen.
Braucht es so viel Prominenz, um die Plätze zu füllen?
Promis sind für die Kinder nicht das Wichtigste. Ich glaube eher die Titel der Veranstaltungen. Und durch die Bandbreite an Themen funktioniert das Ganze.
Die Kinder kommen also freiwillig. Oder werden sie von übereifrigen Eltern mitgeschleppt?
Wie ich das mitbekommen hab, sind sie, bevor es losgeht, sehr aufgedreht und plappern wild auf ihre Eltern ein, wenn sie wieder aus der Veranstaltung kommen.
Sind Urlauber zu faul, selbst ein Programm zu erstellen?
Das weiß ich nicht, dazu liegen uns auch keine Marktforschungsergebnisse vor. Aber das Feedback den Angeboten gegenüber ist sehr positiv. Bei uns gibt es auch einen Veranstaltungskalender, so weiß jeder Urlauber, was wo passiert, um dann der Stimmung nach auszuwählen.
Also braucht es kein Rundum-sorglos-Paket, um Menschen auf Föhr zu locken?
Das Gute an Föhr ist, dass man sich treiben lassen kann, es nichts Verpflichtendes gibt. Allgemein glaube ich, dass die Vorlieben der Urlauber sehr unterschiedlich sind, sich aber niemand eins zu eins alles vorschreiben lassen möchte.
INTERVIEW: ARNE SCHRADER