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Leuchten

Von unserer Kontext-Redaktion↓

„No News are bad news“, lautet eine medienbezogene angelsächsische Weisheit, frei übersetzt: „Besser schlechte Nachrichten als gar keine.“ Vor diesem Hintergrund hat die Aussage des Stuttgarter Oberbürgermeisters (bzw. Amtsverwesers) Frank Nopper vor dem Innenausschuss des Landtags gleich einen ganz anderen Klang: Der noch recht kurz amtierende OB behauptete da, bezüglich der „Querdenker“-Demo vom Karsamstag habe die Stadt „nichts falsch gemacht“. Jawoll! Denn die Landeshauptstadt ist jetzt immerhin kräftig in den Medien, die bundesweite Aufmerksamkeit geschärft, und dadurch lässt sich mutmaßlich auch Positives viel leichter verbreiten, imagetechnisch gesehen. Wir erinnern uns: Nopper hatte es im vergangenen Jahr zu seinem vordringlichsten Ziel erklärt, das Image des baustellenverseuchten Kesselnests kräftig aufzupolieren: „Stuttgart muss der leuchtende Stern des deutschen Südens sein.“ Und mögen am vorvergangenen Samstag auch vor allem Armleuchter fürs Leuchten gesorgt haben, ein Anfang ist gemacht.

Was so gar nicht leuchtet, ist das Leuchtturm-Projekt Stuttgart 21. Es kommt aber gerade auch dicke mit den Hiobsbotschaften. Alles immer teurer, die Tunnel-Evakuierungs-Simulation nur ein Phantom, und nun kommt auch noch dieser Grünen-Bundestagsabgeordnete Matthias Gastel daher und behauptet, der tiefergelegte Bahnhof sei viel zu klein dimensioniert, deswegen komme es auf seinen Gleisen täglich zu über 100 Doppelbelegungen. Und das wird dann wie eine Neuigkeit berichtet. Ist es nicht. Aber lassen wir die Vergangenheit! Wofür das ganze Tunnel-Gerümpel vielleicht doch noch nützlich sein könnte, zeigt Kontext-Autor Dietrich Heißenbüttel in dieser Ausgabe.

Nützlich ist das Projekt auf jeden Fall für satirische Kunstwerke wie Peter Lenks S-21-Denkmal, das momentan noch vor dem Stadtpalais steht, aber bald weg soll. Vor kurzem hatte Kontext schon OB Nopper ermuntert, den Verbleib der Skulptur in Stuttgart zur Chefsache zu machen, und das hat er nun, wie die StZ berichtet, tatsächlich gemacht – bis Pfingsten soll eine Entscheidung fallen. Dafür, Lenks Kunstwerk in Stuttgart zu belassen, läuft eine Online-Petition auf der Plattform openpetition.de.

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