Auf gute Nachbarschaft

Selbständig miteinander: Acht Geschäftsfrauen zwischen Julius- und Bernstorffstraße haben sich zum Girls‘ Biz-Netzwerk zusammengeschlossen. Auf einer Frauenmeile wollen sie ihr Konzept vorstellen

von Filis Aygar

Die Idee schien Meggy Martinez nahe liegend. Als die engagierte Schanzenbewohnerin – „ich bin schon seit 27 Jahren im Viertel“ – vor anderthalb Jahren feststellte, wie viele Geschäftsfrauen sich bereits im Bereich Julius- und Bernstorffstraße angesiedelt hatten, beschloss sie, sie zusammenzubringen. Martinez, früher im Team der Frauenkneipe, inzwischen Vorstandsmitglied der nachfolgenden „tochtergesellschaft“, lud ins Café – zum Kennenlernen, Erfahrungsaustausch oder „einfach nur so zum Quatschen“.

Zunächst „war das nicht mehr, als bei einem Kaffee zusammenzusitzen“, erinnert sich die Goldschmiedin Suse Linke. Sie, die Gastronomin Nurcan Akcam und Milena Martinez gehörten von Anfang an zum festen Stamm der unternehmerischen Nachbarschaftshilfe; die Kioskbesitzerin Nina Mielow schloss sich bald an und Christina Fuchs, die ein Geschäft für Mutter- und Kindbekleidung führt. Schließlich kamen noch Yolander James-Händler, Designerin aus der Dominikanischen Republik, Ursula Noé, Wirtin einer Frühstückspension, und Agnes Riefe, die sich mit Second-hand-Veredelung selbständig gemacht hat, hinzu.

Aus den losen Zusammenkünften waren da längst regelmäßige Treffen geworden, die umschichtig in den Läden stattfinden. „Alle profitieren voneinander“, erzählt Martinez: „Sei es durch Tipps, welche Öffnungszeiten sinnvoll sind, oder durch Ratschläge zum Umgang mit Behörden.“ Oder dass frau einspringt, wenn mal das Wechselgeld ausgegangen ist. „Uns ist es wichtig, sich gegenseitig unter die Arme zu greifen“, sagt Goldschmiedin Linke, zum Beispiel, „indem ich das Geschäft der anderen bei Gesprächen empfehle“. Und manchmal ergibt sich auch eine ganz konkrete Zusammenarbeit: So will Nina Mielow künftig Brötchen nicht nur für ihre Kioskkunden, sondern auch für Ursula Noés Pensionsgäste backen.

Als Noé, James-Händler und Riefe dazustießen, hatte sich das Unternehmerinnennetzwerk bereits einen Namen gegeben. „Girls‘ Biz steht für Frauen im Beruf“, erklärt Martinez und lacht: „Über den Namen haben wir lange diskutiert und gestritten.“ Immerhin heißt Girls Mädchen, „und wir sind alle zwischen Anfang dreißig und Mitte vierzig“. Schließlich habe sich frau aber doch für die „dynamische“ Version entschieden.

Seit einem halben Jahr gibt es das Girls‘ Biz-Netzwerk mittlerweile – offen für alle Geschäftsfrauen in „unserem Straßenzug“, wie Suse Linke betont. Nun wollen die Frauen ihre Erfahrungen in die Öffentlichkeit tragen, um auch anderen „Mut zu machen, ihr Leben in die eigenen Hände zu nehmen“. Für den 10. September haben sie eine Frauenmeile mit Kinder-Flohmarkt, Musik und Ess-Ständen organisiert, wo sie über ihre Geschäftskonzepte, aber auch über Möglichkeiten, sich selbständig zu machen, informieren werden.

Ein roter Faden soll dann die Girls‘ Biz-Läden sichtbar als Kollektiv verbinden. Wie dieser allerdings zwischen Fuchs‘ „Nasenbär“ und Martinez‘ „tochtergesellschaft“ quer über die Stresemannstraße gespannt werden kann, ist noch nicht klar. „Zur Not“, sagt Meggy Martinez, „tut es auch ein roter Kreidestrich.“

Nurcan Akcam, Restaurant „Pavlonya“, Juliusstraße 6Christina Fuchs, „Nasenbär“ – Mutter- & Kindbekleidung, Stresemannstraße 71Yolander James Händler, „YolanderJ“ & „DiJai“ – Modeboutique & Accessoires, Juliusstraße 12„Suse Linke“ – Werkstatt für Unikatschmuck, Bernstorffstraße 153Meggy Martinez, „tochtergesellschaft“ – Cafe & Kneipe, Stresemannstraße 60Nina Mielow, Kiosk „Zwei be“, Juliusstraße 2bUrsula Noé, Pension „Bed & Breakfast“, Thadenstraße 88Agnes Riefe, „mary mee“ – second-hand-Veredelung, Bernstorffstraße 153