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Archiv-Artikel

Der Hörsaal wird zum Feriendomizil

Mehrere Sommerunis bieten ein vielfältiges Programm. Idee ist, auch alte Menschen und Bildungsurlauber in die Uni zu locken. Manche Kurse sind günstig, manche kosten bis zu 650 Euro. Die Themen sind oft aber eher speziell

Auch wenn das jetzt hart klingt: Die Sommeruniversität ist der letzte Beweis dafür, dass Studierende in den Semesterferien lieber auf WG-Balkonen oder an Umlandseen abhängen. Denn die Klientel, die man innerhalb dieser Einrichtung trifft, sind gewöhnlich eher wissbegierige Bildungsurlauber, Rentner oder internationale Studierende.

Bei der Sommeruni der Berliner Akademie für weiterbildende Studien, die jedes Jahr an einer anderen Berliner Hochschule stattfindet, kann grundsätzlich aber mitmachen, wer will. Ins Leben gerufen wurde das Angebot in erster Linie, um Gasthörer zu werben, die sich nach ihrer Berufszeit weiterbilden wollen.

Auch heute, 20 Jahre nach der Gründung, spricht die Sommeruni der Berliner Akademie hauptsächlich ältere Menschen an: Laut der Vorsitzenden Jutta Arnold liegt das Durchschnittsalter bei 62 Jahren. Auch seien viele Bildungsurlauber unter den rund 400 Teilnehmer. „Wir wollen einfach jedem die Möglichkeit geben, sich über wissenschaftliche Themen zu informieren“, sagt Arnold. Sie wünscht sich aber auch mehr jüngere Teilnehmer. Doch die Studierenden in den Semesterferien an die Uni zu locken sei nicht so einfach. Das diesjährige Thema, „Erinnerung als Beitrag zur Zukunftsgestaltung“, spreche vielleicht auch eher ältere Semester an, meint Arnold. Vielfältig ist das Programm in jedem Fall: Dozenten aus Geschichte, Medizin, Literaturwissenschaft und vielen anderen Fachbereichen werden an der Humboldt-Universität (HU) ihre Vorträge halten.

Unter dem Dach der HU hat seit fünf Jahren auch eine andere Sommeruniversität ihren Platz, die sich an Menschen aus aller Welt wendet. Laut Koordinatorin Beate Ramin-Getter haben sich in diesem Jahr schon rund 200 Teilnehmer aus 35 Ländern angemeldet, darunter viele Studierende, aber auch Abiturienten, Lehrer und Rentner. Sie kommen nach Berlin, um Deutsch zu lernen, Sprachkenntnisse zu erweitern und die Stadt kennen zu lernen.

Im Gegensatz zur mit 50 Euro für neun Tage günstigen Sommeruni der Berliner Akademie müssen die Teilnehmer der HU-Summer-School für die vierwöchigen Kurse 650 Euro aufbringen. Es gebe aber auch Stipendien, sagt Ramin-Getter.

Die älteste Sommeruni Berlins findet sich an der Technischen Universität (TU), sie ist kostenlos. Der Teilnehmerkreis der seit 1981 bestehenden Einrichtung beschränkt sich allerdings auf ausländische Studierende der TU, denen durch das Kursangebot der Berufseinstieg erleichtert werden soll.

Ebenfalls exklusiv, aber nicht billig ist die Sommerakademie der Universität der Künste (UdK). Hier wird Ende September zum dritten Mal die „Klangkunstbühne“ errichtet. Die 340 Euro teuren Kurse sind vor allem für Künstler und Kunststudierende gedacht. Sie können dort mit renommierten Künstlern zusammenarbeiten und die Ergebnisse auf der Bühne präsentieren.

Auch die Summer School der Fachhochschule für Wirtschaft richtet sich an eine spezielle Interessengruppe: Die Veranstaltung „Frauen in der Ökonomie“ ist speziell für erwerbstätige Frauen gedacht, es haben sich aber auch Studentinnen angemeldet, die an ihre Zukunft denken. Mit den richtigen Themen lassen sich Studierende also auch im Sommer in die Hörsäle locken. KATHI PREPPNER