wortwechsel
: Schwaben-Baden-Land ist kein (Sch)lummerland

„Baden-Württemberg steht für Fortschritt und ist auch von gestern“, schrieb die taz in einem Dossier „vor der Ländletagswahl“. taz Le­se­r:in­nen vertiefen taz Wissen über ihr Bundesland

Déjà-vu in Ba-Wü: der neue alte Ministerpräsident Kretschmann Foto: Joachim E. Roettgers

„Verstehen Sie Ba-Wü? Baden-Württemberg ist grün-schwarze Avantgarde und Hort der Coronaskeptiker:innen. Es steht für Fortschritt und ist auch von gestern“, taz Dossier vom 12. 3. 21

Schaffen, schaffen!

Baden-Württemberg ist das Land des Mittelstandes und der mittelständischen Unternehmen – Lebensmotto „Schaffen und sich dann aber auch etwas gönnen“. Und man gönnt sich vor allem „ein gescheites Auto“ (O-Ton Kretschmann). Auch sonst ist man stolz darauf, „was man erreicht hat“. Aber es gibt große Konfliktlinien. Viele BürgerInnen sind vom Mittelstand ausgeschlossen. Die heimische Auto-Industrie lebt in einem künstlichen Schutzraum, der sie bisher vor Transformationsdruck abgeschirmt hat. Die langsame Auflösung dieses Schutzraums erzeugt Abstiegsängste bei den Beschäftigten. Und Erfolg macht rechthaberisch: Sekten wie die AfD, Coronaleugner und Esoteriker gedeihen in diesem Biotop. In die Mittelstands-Idylle sickert (sehr langsam) die Erkenntnis ein, dass der ökonomische Erfolg hohe ökologische Kosten hat.

Thomas Damrau, Böblingen

Aber wir sind Badener!

Liebe taz, die tiefen Einblicke und Analysen über Baden-Württemberg waren sehr interessant. Als Eingeborener jenes Ba-Wü war mir da aber etwas zu viel „Schwaben“. Dort leben auch noch Badener. So viel Kleingeist muss sein.

Berthold Geyer, Bräunlingen/Baden

„Nightfever?“ Katholisch

In Ihrem Artikel zu evangelikalen Bewegungen um Stuttgart erwähnen Sie „Nightfever“. Hierbei handelt es sich um eine katholische Aktion, die mit dem Beschriebenen mit Ausnahme einer sehr ernsten Religiosität nichts gemein hat und auch keine politischen Ziele verfolgt. Die katholische Kirche, auch „Nightfever“, haben ihre eigenen zahlreichen Probleme, die aber mit denen der apokalyptisch ausgerichteten Evangelikalen nichts zu tun haben. Michael Hollmann, Mainz

Musik in Mannheim

In dem Bericht wird netterweise Mannheim als multikulti bezeichnet. Das habe ich schon vor 30 Jahren so erlebt, damals hat das sogar gestimmt. Heute stehen viele Prostituierte weit vor dem richtigen Bordell in den Eingängen der Cafés, die von ihren bulgarischen „Beschützern“ illegal betrieben werden. Hier kann man auch richtige Verfolgungsjagden der Polizei miterleben oder große Razzien aus nächster Nähe bestaunen. Richtung Norden geht es zum Waldhof und in eine Gegend, in der die Abgehängten wohnen dürfen. Auch hier weniger multikulti und mehr Hartz-IV-Gefallene des Systems. In der Stadt gibt es Klein-Istanbul. Das ist eine Gegend, die von den einen verklärt wird, weil es hier sehr orientalisch zugeht, und von den anderen verteufelt, weil hier niemand mehr deutsch spricht. Man könnte sagen, Mannheim ist rau und herzlich, wie halt auch die Menschen. Vielleicht liegt hier das Geheimnis der Stadt, die in der Tat für viele Anziehungspunkt ist, nicht nur für Musiker.

Wolfgang Rauch, Kronau

Am Bodensee

Sehr nett war die Beschreibung von „unserem Ländle“, aber von einer politisch orientierten taz habe ich mir erwartet, dass ein klitzekleiner Hinweis auf das Ballungsgebiet der Rüstungsfirmen am Bodensee dazu gehört! Und, um die Trübsal darüber abzuschwächen, ein Hinweis auf die Arbeit der diversen Friedensgruppen am Bodensee und die Problematik, dass der Wohlstand dieser Region vorwiegend durch Rüstung erwirtschaftet wird. In diesem Jahr wird erneut versucht, einen Ostermarsch zu organisieren in Zusammenarbeit mit den Friedensgruppen in der Schweiz und in Österreich.

Maria Adolphs, Überlingen

Karlsruhe

Mein Karlsruhe soll eine „brave Beamtenstadt“ sein? Das ist ungefähr 40 Jahre her! Das Image der Stadt im Jahr 2021 ist ein völlig anderes. Neben den höchsten deutschen Gerichten befinden sich hier 26 renommierte Forschungseinrichtungen, darunter neun Hochschulen mit dem KIT (Karlsruhe Institute of Technologie) als Flaggschiff und Exzellenzuniversität. Wie könnte eine Stadt mit circa 43.000 Studierenden überhaupt „brav“ sein? Und zum ZKM, dem einzigartigen „Zentrum für Kunst und Medien“, wird aus allen Ecken der Welt gepilgert. 2019 nahm die Unesco Karlsruhe als „Stadt der Medienkunst“ in ihr „Creative Cities“-Netzwerk auf. Noch sehr viel mehr gäbe es zu sagen über unser „Callsruh“! Suz Richter, Karlsruhe

Freiburg

ja, freiburgs spannungen sind inspirierend. die dreisam fliesst so dahin, die sperrstunde wird von jedermann befürwortet, die stadt durchgentrifiziert – den grünen sei dank – und im umland ist die afd stärkste kraft. aber … die kanakas auf den feldern vor der stadt liegen aufm gurkenflieger, stechen spargel und ernten erdbeeren für die grünen. geile arschlochdichte. brennende grüsse aus connewitz. kommt doch mal vorbei zum ersten mai. gibt aber keine zuschauerplätze …

Boris Krumm, Frohburg

Stuttgart 21

Es ist nicht angebracht, die Verschwendung weiterer Milliarden Steuergelder in ein unwirtschaftliches, umweltunfreundliches Projekt in Kauf zu nehmen. Kritik an so einem überteuerten Pfusch können auch Nichtschwaben nicht „einfach lassen“, weil angeblich sowieso „fertig gebaut wird“ – was schon 2010 hätte fertig sein sollen. Manuela Kunkel, Stuttgart

Gotteskrieger

Om Goddas Willa, wie kennedse blooß Ihre angebliche Goddeskrieger en Kornweschda vrorta? Des kommd drvo, wenn mr a Reigschmeggda den Ufdrag gibd, am Ardiggl iibr onsre Pietkong zu schreiba. Die Hochburg von onsre Pietischda isch em Hailiga Korntal, des isch fai an grooßer Onderschied! Marlies Beitz, Burgholz