Bremen - reichste Region Europas?
: Ex-Staatsrat Haller spielt falsch

Die amtlichen Statistiker sind blöd. „Lieber arm als reich“ wollen sie Bremen rechnen, verwundert sich Bremens früherer Wirtschaftsstaatsrat Frank Haller, der mit seiner Beamtenstelle seit einigen Jahren als “Prof. Dr.“ an der Universität das BAW-Institut für Wirtschaftsforschung leitet. Die EU-Statistik hatte Bremen– alle Jahre wieder – als „reiche Region Europas“ bestimmt, was die verfügbaren privaten Einkommen der Einwohner angeht.

Das Statistische Landesamt hatte dazu mitgeteilt, dass diese EU-Statistik Äpfel mit Birnen vergleiche – ländlichen Bereiche mit der Großstadt Bremen. „Gerade wenn wir auf das für Bremen ungerechte System der Finanzverteilung in Deutschland hinweisen wollen, dürfen wir uns nicht künstlich arm rechnen“, kontert Haller in seiner Kolumne „frank und frei“ im Weser Report gegen die Experten vom Statistischen Landesamt.

Für Stammtisch-Debatten ist es natürlich schön, wenn man sagen kann: Bremen – reichste Region in Europa. „Die EU-Statistik benutzt für Bremen eine falsche regionale Bezugnahme“, sagt der Fachmann von Statistischen Landesamt, Horst Lange. Man kann Stadtstaaten mit Großstädten vergleichen, nicht mit Flächenländern. Das „verfügbare private Einkommen“ im Land Bremen pro Kopf liegt bei durchschnittlich 19.000 Euro und lässt sogar Bayern (17.330 Euro) hinter sich.

Solche Zahlen zeigen nur, wie man mit Zahlen Politik machen kann: Im Großstadt-Vergleich liegt die Stadt Bremen (19.499 Euro) natürlich hinter der Stadt München (21.251 Euro). Starnberg ist Spitzenreiter mit 26.706 Euro. In dieser Kennziffer “verfügbare Einkommen“ sind allerdings die Steuern abgezogen und die Sozialhilfe ist einberechnet – viel Sozialhilfe bringt eine Erhöhung des verfügbares Einkommen in der Statistik. Aussagekräftiger ist daher die Kennziffer „Primäreinkommen“: Die Stadt Bremen liegt da pro Haushalt bei 21.686 Euro. Bayern liegt mit einem Einkommen von 21.254 Euro pro Kopf knapp dahinter, aber die Großstadt München erreicht 28.277 Euro, Starnberg hält die Spitze mit 35.287 Euro pro Kopf. Der Vergleich der beiden Zahlen zeigt auch, wie wenig Steuern in Bremen bezahlt werden. Die EU-Statistik, seriös interpretiert, zeigt die Armut des Stadtstaates Bremens. Die Haller-Polemik ist – frank und frei – dämlich und keine Reklame für sein staatlich alimentiertes „privates“ BAW-Institut. Klaus Wolschner