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Archiv-Artikel

„Beleidigung für alle Muslime“

Islamrat befürchtet eine Veränderung des „Bremer Klimas“, wenn Moscheen stärker überwacht werden

Von ky

bremen taz ■ Wenn Ali Kizilkaya den Namen von Bayerns Innenminister Günther Beckstein (CSU) hört, wird seine Stimme gleich ein paar Dezibel lauter. Der Vorsitzende des Islamrats hat Angst, dass die Muslime in Deutschland unter Generalverdacht geraten, terroristischen Organisationen anzugehören oder extremistisches Gedankengut zu verbreiten. Beckstein hatte gefordert, Moscheen in Deutschland stärker zu überwachen. „Wir müssen im Prinzip von jeder Moschee wissen, was dort gepredigt wird“, so Beckstein, der auch den Einsatz von V-Leuten des Verfassungsschutzes nicht ausschloss.

„Das wäre schlimm, auch für Bremen“, sagt Ali Kizilkaya, der befürchtet, dass der als Bundesinnenminister gehandelte Beckstein sich durchsetzen könnte. „Das ist eine Beleidigung aller Muslime in Deutschland“, meint Kizilkaya, der 23 Jahre in Bremen lebte. Dort habe es immer ein besonderes Klima gegeben, das nicht zuletzt durch Bürgermeister Henning Scherf (SPD) geprägt worden sei. Es habe immer einen positiven Dialog zwischen Staat und Muslimen gegeben. Der sei allerdings in Gefahr, wenn die Überwachungspläne eingeführt würden.

Offiziell wollte das Ressort von Innensenator Thomas Röwekamp (CDU) gestern keine Stellungnahme abgeben, ob Überwachungen geplant seien. Inoffiziell wird berichtet, dass man zumindest darüber nachdenke. Für einen regelmäßigen Besucher der Fatih-Moschee keine Sicherheit: „Wir werden schon jetzt alle überwacht.“

Ali Kizilkaya hat eher Befürchtungen für die Zukunft. „Herr Röwekamp ist in der Schwesterpartei von Herrn Beckstein und in den politischen Vorstellungen sind die beiden nicht weit auseinander.“ Die Muslime seien zur Kopperation mit den Behörden bereit, aber wenn generell alle in der Moschee betenden Muslime überprüft würden, sei das nicht hinnehmbar.

Senatssprecher Klaus Schloesser teilt Kizilkayas Befürchtungen nicht. Henning Scherf stehe mit seinem Namen für den Dialog mit den Muslimen. Niemand könne ausschließen, dass es auch in Bremer Moscheen extremistische Gedanken gebe, das müsse aber jeweils im Einzelfall bewiesen werden. ky