: Des Fußballsfrappierendes Flechtwerk
Immobile, Klose, Lewandowski: Was die Karrierewege der drei Kicker mit dem Spiel von Lazio Rom gegen die Bayern zu tun haben
Aus München Maik Rosner
Bevor sich die Reisegesellschaft des FC Bayern am Montagnachmittag auf den Weg machte zum Achtelfinal-Hinspiel der Champions League bei Lazio Rom, hinterlegte Hansi Flick vorsichthalber noch in München einen Auftrag bei seiner zuletzt schwächelnden Belegschaft. „Ich erwarte, dass die Mannschaft besonders motiviert ist“, sagte der Trainer vor Beginn der entscheidenden Saisonphase, „ich möchte, dass meine Mannschaft von Anfang an da ist. Wir haben eine Idee, Fußball zu spielen. Die will ich von Anfang an sehen.“
Die Begegnung an diesem Dienstagabend ist auch ein Beispiel für das ziemlich geschlossene System Profifußball, in dem alles mit allem verwoben ist. Auch deshalb gibt es immer wieder diese Geschichten, die angeblich nur der Fußball schreibt. Wenn die seit Dezember zu Hause in sieben Heimspielen stets siegreichen Römer den zuletzt gegen Bielefeld (3:3) und in Frankfurt (1:2) gestrauchelten Klub-Weltmeister und Sextuple-Gewinner FC Bayern empfangen, wird das ehrwürdige Stadio Olimpico Schauplatz einer besonderen Dreiecksbeziehung.
Zugegen sein werden ja die drei Stürmer Ciro Immobile, Robert Lewandowski und Miroslav Klose, die auf mehreren Ebenen in Verbindung miteinander stehen. Lazios Immobile wurde 2014 bei Borussia Dortmund glückloser Nachfolger von Lewandowski. Der lief damals zum FC Bayern über, wo Klose zwischen 2007 und 2011 seine Tore geschossen und Salti aufgeführt hatte. Klose wiederum zog es von München zu Lazio, wohin Immobile 2016 in jenem Sommer wechselte, in dem Klose dort seine Karriere beendete. Nun kommen der erfolgreichste WM-Torschütze Klose (16 Treffer) und seine ebenfalls sehr erfolgreichen Nachfolger bei Lazio und beim FC Bayern zusammen.
Immobile schnappte sich 2020 einen der wenigen Titel, die die Münchner übrig ließen. Durch seine 36 Tore in der Serie A gewann Immobile den Goldenen Schuh als Europas erfolgreichster Ligaschütze – vor Lewandowski. „Es war absolut verrückt, dass ich ihn im Rennen um den Goldenen Schuh geschlagen habe“, wird Immobile auf uefa.com zitiert, „große Spieler wie ihn und (Cristiano) Ronaldo herauszufordern, hat mich sehr glücklich gemacht.“ Lewandowski hatte es auf 34 Bundesliga-Treffer gebracht, ihm standen dafür allerdings auch weniger Spiele zur Verfügung. Dafür wurde er erstmals Weltfußballer. „Er ist aktuell der beste Neuner der Welt, deshalb müssen wir extrem aufpassen“, sagt Immobile, „wir wissen, dass wir das perfekte Spiel brauchen, um sie zu schlagen.“
Seit dieser Saison trainiert Klose als Flicks Assistent Lewandowski. Der Pole hat sich vielleicht auch durch das Stürmercoaching des in Polen geborenen Klose nochmals verbessert. Nach 21 Ligaeinsätzen steht er bereits bei 26 Toren. Zum Vergleich: Immobile bringt es nach 21 Ligaeinsätzen auf 14. Klose hält Lewandowski „für besser“, wie er dem kicker sagte, „er ist komplett und das Maß aller Mittelstürmer“. Immobile brauche aber auch nur „wenige Chancen, was für seine Qualität spricht“. Doch es ist nicht nur Immobile, von dem Klose mit Respekt spricht. „Wir müssen wieder unsere gewohnte Leistung bringen, sonst sind wir kein Favorit“, warnte der 42-Jährige, dazu kommen Lazios Konterstärke und Bayerns angespannte Personallage mit vielen Ausfällen. Die Vorzüge der Römer liegen derweil nicht in der Offensive. Dieses eher untypische Profil für eine italienische Elf könnte damit zu tun haben, dass sie vom langjährigen Lazio-Stürmer Simone Inzaghi trainiert wird, den Klose in seinen letzten Monaten als Profi noch als Lazio-Coach erlebte.
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