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leserInnenbriefe

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Die Redaktion behält sich Abdruck

und Kürzen von Leser:innenbriefen vor.

Die veröffentlichten Briefe geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder.

Welche Verfassung schützt der VS vor Marx?

„Ein Gespenst geht um in Hamburg“,

taz nord vom 20. 1. 21

Was könnte von größerem gemeinen Nutzen sein, als zu versuchen, das Funktionieren unserer Gesellschaft und Wirtschaft zu verstehen und deshalb unter anderem das „Kapital“ von Karl Marx zu studieren?

Wenn der Verfassungsschutz die Lektüre von Marx als linksextremistisch einordnet, dann fragt sich, welche Verfassung er dadurch zu schützen versucht? Ist es die preußische Verfassung, die dem Bund der Gerechten von W. Weitling und dem Bund der Kommunisten verbot, als politische Partei zu agieren und durch solche Lektüre im Bildungsverein für Arbeiter in Hamburg Menschen von ihrer Ansicht zu überzeugen versuchten? Ist es die preußische Verfassung, die da verteidigt wird und die eine Vor- und Nachzensur vorsah, sodass Marx im „Kapital“ auf alle Hinweise und Daten auf Preußen verzichtete, um 1867 nicht das Verbot seines Hauptwerkes zu riskieren? Ist es der über die nachfolgenden Verfassungen hinausgehende Hinweis im Grundgesetz im Artikel 14: Eigentum verpflichtet, der abgewehrt werden soll? Handelt es sich um die verfassungswidrige Äußerung des Grafen Baudissin über Soldaten als Staatsbürger in Uniform, die in den Vertretern einer Volksbewaffnung bekämpft werden soll?

Dr. Jürgen Bönig, Hamburg, Autor von „Karl Marx in Hamburg, Der Produktionsprozess des ‚Kapital‘“, VSA-Verlag 2017

Die „Kritischen“ gibt es nicht mehr

„Polizeikritiker aus den eigenen Reihen“,

taz nord vom 16. 1. 21

Die „Kritischen“ gibt es nicht mehr. Seit 1998 ist Wüppesahl Sprecher der „Kritischen“ und, wie es momentan aussieht, letztes Mitglied des Vereins. 2001 fand ein Massenaustritt statt, nachdem er ihm nicht genehme Mitglieder rausgemobbt hatte und handstreichartig seinen Sprecherposten verteidigte. Die letzte Mitgliederversammlung dürfte 2013 stattgefunden haben.

Außer ellenlangen Presseerklärungen, nur von Wüppesahl verfasst, sind keine weiteren öffentlichen Aktivitäten der Kritischen bekannt. Keine Fachtagungen mehr, die Zeitschrift „Unbequem“ erscheint seit Jahren nicht mehr, mit der BAG Demokratie und Recht hat er sich (wie mit vielen anderen Organisationen) verkracht. Angeblich immer noch ca. 100 Mitglieder. Keine weiteren Vorstandsmitglieder. Die Mitglieder hätten, so Wüppesahl, Angst sich öffentlich zu äußern, weil sie Nachteile im Beruf befürchten müssen. Was für ein Armutszeugnis.

Und jetzt ist er dabei, sich im Namen der „Kritischen“ bei den Querdenkern und AfD anzubiedern. Ein Rechtsruck, wie ich es bei keiner anderen Vereinigung der Bürgerrechtsbewegung der 80er-/90er-Jahre beobachtet habe. Im Oktober/November 2020 hat er es geschafft, auf zehn Querdenkerveranstaltungen Reden zu schwingen. Die Schwurbler beschreibt er dabei als sachlich, friedfertig und seriös arbeitend und zählt sie zur Bürgerrechtsbewegung; lobt die AfD wegen ihrer fundamentalen fachlichen Kritik an den Coronamaßnahmen. Das Bundespresseamt wird mit dem Reichspropagandaministerium verglichen.

Reinhard Borchers (Geschäftsführer der Kritischen von 1986–2001)

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