wortwechsel: Schulen, Politiker und Katzen in der Pandemie
Schulen bleiben wegen hoher Inzidenz geschlossen. Auch Katzen sollen drinnen bleiben. Friedrich Merz und der CDU-Vorsitz. Le dernier cri in Bayern: die FFP2-Maske
Keine Roboter*innen
„Für Schulöffnungen sind die Inzidenzen zu hoch“
taz vom 12. 1. 21
Über die Gesundheit von Erziehenden machen sich erstaunlich wenige Menschen Gedanken. Was anders ist: Es sind weniger Kinder da, und die Arbeitszeit ist um eine Stunde versetzt (nicht verkürzt!). Mein Mann, zweifach „Risiko“, arbeitet gern und erfolgreich in der Kita. Wer jetzt sagt, selbst schuld (!), mag sich vorstellen, wie wenig aussichtsreich ALG 1, gefolgt von Hartz IV, und beide stark rentenschädlich (nach SPD-Rentenkompromiss „zählen“ die vom Arbeitsamt gezahlten Beiträge nicht) sind. Ich weiß, wie wichtig offene Kitas sind – es geht um korrekte und vollständige Darstellung. Erziehende sind auch Menschen und keine Roboter*innen.
Petra Große-Stoltenberg, Hattingen
Der Richtige?
„Macht’s Merz mit Grün?“,
taz vom 13. 1. 21
Friedrich Merz wäre doch genau richtig. Unter der Ägide der CDU brachten Lobbyakteure sogar ihre eigenen Gesetzesvorlagen in das Kanzleramt. Darunter Banken, die Automobilindustrie und Pharmavertreter. Da ist es doch nur rational, wenn der Parteichef ein entsprechendes Hobby hat: den „Wirtschaftsrat der CDU“.
Das ist kein Parteigremium, sondern ein CDU-freundlicher Unternehmerverband. Vizepräsident: Friedrich Merz. Ehrenmitglied: Wolfgang Schäuble. Sponsor von Wirtschaftsrat-Veranstaltungen war unter anderem auch der abgestürzte DAX-Liebling Wirecard! Da können wir nur hoffen, dass, wenn Merz CDU-Chef wird, das Thema „Lobbyismus in den etablierten Parteien“ ein ganz großes Thema bei den anstehenden Wahlen 2021 wird.
M. D. Bichlmeier, Geisingen
Paradigmenwechsel
„Wachstum, ein Dilemma“,
taz vom 8. 1. 21
Es ist offensichtlich, dass in unserer endlichen Welt ein unendliches Wachstum nicht möglich ist. Daher ist ein grundsätzlicher Paradigmenwechsel unumgänglich – je früher, desto besser. Klimawandel und Ähnliches sind Fakten, welche durch Absichtserklärungen, zum Beispiel das Pariser Klimaabkommen, zwar thematisiert, aber noch lange nicht gelöst sind. Es besteht akuter Handlungsbedarf, jedoch bringen dafür solche unprofessionellen Studien keine Hilfestellung.
Winfried Stede, Lauf
Freigänger
„Sperrt die Kittys ein“,
taz vom 13. 1. 21
Eine Kastrationspflicht von frei laufenden Katzen sehe ich ebenfalls als sehr wichtig an, um unkontrollierte Vermehrung und daraus resultierendes Katzenelend zu mindern. Was mich allerdings an Ihrem Text sehr empört, ist Ihre Forderung, Freilauf von Katzen gänzlich verbieten zu wollen.
Was Sie als Großstädter vielleicht nicht so ausgeprägt beobachten können: Katzen jagen und fangen vorwiegend Mäuse; wir können dies an unseren eigenen Katzen gut beobachten. Da Mäuse mittlerweile in vielen Gegenden zu einer regelrechten Plage geworden sind, ist das natürlich durchaus wünschenswert. Vögel werden erwiesenermaßen deutlich seltener von Katzen gefangen, was in ihrem spezifischen Jagdverhalten begründet ist.
Nadine Lichtsinn, Salzgitter-Ohlendorf
Digitalität ist kein Ersatz
„Die Zahlen sind zu hoch“,
taz vom 12. 1. 21
Digitale Bildung gegen Corona ist vergleichbar mit Beruhigungspillen gegen Durchfall. Wir wissen, Masken, Abstand und eine Reduktion der Aerosollast durch weniger Menschen in Räumen sind sinnvolle und angemessene Mittel. Für die Schulen hieße das: Masken für alle – auch in den Grundschulen, größere Räume, kleinere Gruppen und eine sinnvolle Reduktion der Aerosole. Das ist planbar und umsetzbar, und dies schon seit einem Jahr. Dafür brauche ich keine weiteren Erkenntnisse. Nebeneffekt wäre, dass auch die alljährlichen Grippe-Epidemien weniger verheerend an Schulen ausfallen würden und man für zukünftige Viren, die sich auf die Atemwege auswirken, besser gerüstet wäre.
Inwieweit digitale Bildung für was gut ist, ist ein anderes Thema. Digitalität als Mittel ist vielleicht ein Faktor, den es zu untersuchen gilt, aber kein Ersatz für Beziehung. Digitale Erlebnisgastronomie ist auch kein angemessener Ersatz für die Schließung von Gasthäusern und Restaurants!
Rainer Hölzle, Karlsruhe
Aktionismus pur
„Söders Wunderwaffe FFP2“,
taz vom 13. 1. 21
Herr Söder überschlägt sich fast schon im Wochentakt mit Aktionismus ohne Rücksicht auf Verluste. Es entsteht der Verdacht, ihm gefällt die Macht, und er will die Menschen mit seinen nicht wissenschaftlich belegten Vorstößen zum Diskutieren bringen. Medien und Menschen werden so von vielen anderen Problemen wie Klimaschutz oder Flüchtlingsproblematik abgelenkt, die mindestens so wichtig sind wie die Virenproblematik und Pandemie.
Es wird sehr viel abverlangt von den „kleinen“ Leuten wie den Menschen im Gesundheitswesen, den Polizisten und sozial Benachteiligten – und denen, die zu Hartz-IV-Empfängern gemacht werden, da sie die Beschränkungen wirtschaftlich nicht durchhalten können wie Künstler und andere Berufsgruppen. Die Hilfen sind oft zu bürokratisch und kommen zu spät an. Viel zu große Worte, aber schwache Taten, Herr Söder!
Und warum werden Masken so teuer verkauft? Es gilt, die Bevölkerung zu schützen: Aktuell fällt es vielen schwer, die Kosten für die Masken zu tragen. Also ist eine Verordnung, die die Geschäfte verpflichtet, Masken zum Selbstkostenpreis weiterzugeben, eigentlich zwingend.
Stefan Link, Aschaffenburg
Goldgräberstimmung
„Nicht nur ein Piks“,
taz vom 11. 1. 21
Es ist ja sehr schön, wenn sich nicht nur wie in Bremen, sondern bundesweit innerhalb kürzester Zeit zahlreiche Ärzte für die Tätigkeit in den Impfzentren gemeldet haben und teilweise sogar ihren Urlaub dafür opfern. Wenn man aber weiß, das ärztliches Personal diese Tätigkeit mit bis zu 130 Euro pro Stunde vergütet bekommt, hält sich meine Anerkennung in Grenzen. Bei uns in der Klinik herrscht unter vielen ärztlichen Kollegen so etwas wie Goldgräberstimmung.
Thomas Stradinger, Rot am See
Zweierlei Maß
„Zahme Iren weiter zuständig“,
taz vom 13 . 1. 21
Wir haben für Tausende technische Produkte die Konformitätserklärung – äußerlich durch das CE-Kennzeichen sichtbar. Dadurch soll gewährleistet sein, dass ein Produkt mit allen europäischen Einzelnormen übereinstimmt. Die Hersteller müssen sich also vor Inverkehrbringen mit allen 27 Normungsbehörden beschäftigen. Das ist„kostspielig, belastend und zeitaufwendig“, aber dadurch soll verhindert werden, dass sie ihren Firmensitz nach den laschesten Vorschriften aussuchen. Wieso soll das, was Siemens, Peugeot oder Bayer durchlaufen müssen, für Facebook, Google und den Datenschutz gerade nicht gelten?
Jörg Müller, Hamburg
Vorsicht, Bärendienst
„SUV fahren – und spenden“,
taz vom 4. 1. 21
Der Radfahrer gibt den letzten Tropfen Schweiß im Glauben, das Weltklima zu retten. Rad fahren ist gut für die Gesundheit – aber auch gegen den Klimawandel? Wer den Sonntagsausflug mit dem Rad unternimmt und sich mit dem gesparten Geld einen Rostbraten gönnt, erweist dem Klima einen Bärendienst.
Roland Irslinger, Tübingen
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