Wie geht es uns, Herr Küppersbusch?

„Bimbowallraff“ Mathias Döpfner mailt, Ursula von der Leyen lässt einen fliegen und Barack Obama scheint ehrlich zu sein

Marissa Mayers Grundgehalt von einer Million US-Dollar pro Jahr wirkt weit weniger pornös

taz: Herr Küppersbusch, was war schlecht letzte Woche?

Friedrich Küppersbusch: Wegen Verschweigens eines Haushaltsloches 2009 wird in Dortmund jetzt circa jährlich neu gewählt. Gerade hängen die Plakate zum dritten Mal.

Was wird besser in dieser?

Wir schaffen wöchentlich.

224 Euro an monatlichen Sozialleistungen für Asylbewerber sei „evident unzureichend“, urteilte das Verfassungsgericht. Ein Großteil der „Bild“-Leser sieht das anders. Wer hat recht?

„Täglich Bild“ kostet um die 25 Euro im Monat, bei 40 Euro Taschengeld konnten Asylbewerber sich kaum noch leisten, daneben Welt und Welt am Sonntag zu kaufen. Deshalb hat „Bild.de“ die Kommentarfunktion abgeschaltet, offiziell „wegen vielerVerstöße gegen die Bild-Netiquette“. Tatsächlich hatte Mathias Döpfner unter vielen lustigen Nicks („bimbowallraff“ – „tittenabermitanspruch“) Hunderte Mails geschrieben, in dem gefordert wurde, die Bild in den Katalog der Sachleistungen aufzunehmen und dafür Lebensmittel zu streichen. 1992 hatte der „Bild-Ted“ mal SS-Bekenner Franz Schönhuber vor Kohl zum „Wunschkanzler der Deutschen“ gewählt. Und Bild hatte dies Resultat tagelang geheim gehalten. Immerhin: Der Zeitung sind ihre Leser so peinlich wie vielen Lesern die Zeitung.

Bis zu 129 Millionen Dollar wird Marissa Mayer als Chefin von Yahoo verdienen, sofern sie ihre Aktienboni zum heutigen Kurs eintauschen kann. Ist die Frau das wert?

Ihr Grundgehalt von einer Million US-Dollar pro Jahr wirkt weit weniger pornös. Die Idee, alles Weitere vom Erfolg des Unternehmens abhängig zu machen, sieht logisch aus. Porsche-Legende Wendelin Wiedeking trieb den Wert seines Aktienpaketes so hoch, dass er 2008 auf 77 Millionen Euro Gehalt geschätzt wurde – und bald drauf Kurs und Firma implodierten. Marissa Mayer müsste also enorme Fantasien um Yahoo in die Welt setzen und dann rechtzeitig Unfallflucht begehen. Also auf den zweiten Blick: eine böse Verführung auf Kosten der Belegschaft. Erstaunlich, wie wenig brauchbare Vorschläge es dagegen zur Mitarbeiterbeteiligung gibt, auch in Deutschland.

„Ein paar Worte von mir können helfen, ein Thema zum Fliegen zu bringen“, sagt Ursula von der Leyen. Was können Sie von ihr noch lernen?

Mir den Arsch vom Verfassungsgericht hinterhertragen zu lassen, offenbar. Dass Hartz für Kinder Hunger heißt, dass Asylbewerber 19 Jahre vergessen wurden – das liegt in ihrem Ressort, wo sie offenbar gerne mal einen fliegen lässt. So riecht’s auch. „Ich weiß, dass ich bei Themen, die mich selbst emotional berühren, durchsetzungsstark bin“, sagt von der Leyen weiter in dem SZ-Interview. So genau wollten das Kinder und Asylbewerber womöglich gar nicht wissen.

Barack Obamas Wahlkampfteam verschickt im Zwei-Stunden-Takt per Twitter Botschaften wie „Gib 25 Dollar an Obama, jetzt sofort!“ Smart genug, um Gelder zu akquirieren?

Definitiv smart genug, um sich gegen Multimillionär und Erzkapitalist Romney als Bettelpräsident zu positionieren. Kommen Spenden – fein, kommen keine, weiß doch jeder, dass Obama ein ehrlicher armer Kerl ist. Der im letzten Wahlkampf doppelt so viel Geld einsetzte wie Konkurrent McCain.

Die griechische Insel Ikaria will zu Österreich gehören. Wäre das nicht auch für ganz Griechenland eine Idee? Aufspaltung – und sich dann aufnehmen lassen?

Ein italienischer Journalist kolportierte den Scherz einer Bewohnerin, man wolle lieber wieder – wie vor 100 Jahren – unabhängig sein. Und bevor man dann zur Türkei gehe, lieber zu Österreich. Bumm, Ende. „Ikaria“ kommt von Ikarus, dem Experten für eindrucksvolle Abstürze.

Die umstrittene Familienministerin hat ihre Frauenrechtsexpertin entlassen. Es sollte ein Befreiungsschlag sein, dabei ist es nur peinlich. Oder?

Von der Leyen legt im oben genannten Interview dar, warum sie sich ins Ressort ihrer Nachfolgerin einmischt. Schröder feuert die noch von ihrer Vorgängerin installierte Expertin. So weit, so Machtpolitik.

Bayern zieht wegen des Länderfinanzausgleichs vor das Verfassungsgericht. Was läuft schief im Staate der Deutschen?

Bayerns Zahlungen decken derzeit etwa die Bezüge Berlins. Die ganze Weisheit des Länderfinanzausgleichs eröffnet sich also, wenn man sich alternativ vorstellt, wie Wowereit mit Seehofer ums Taschengeld feilscht.

Und was machen die Borussen?

Jürgen Klopp will „die Probleme nach vorne ziehen“, statt später holprig in die Saison zu starten. Klappt: Niederlagen gegen Nürnberg und Brügge in der Vorbereitung.

FRAGEN: OPI