„Bundespolitik hat den Ausschlag gegeben“

LINKSPARTEI Die SPD muss auch in anderen Ländern rot-rote Bündnisse eingehen, sagt Udo Wolf

taz: Herr Wolf, was sagen Sie zu dem Wahlergebnis von über 12,5 Prozent für die Linken?

Udo Wolf: Das ist ein Superergebnis. Was die SPD betrifft, ist das allerdings ein bisschen traurig. Eine strategische Mehrheit links von Schwarz-Gelb zu erzielen, ist auf Bundesebene nun ein großes Problem.

Wird Klaus Wowereit in der Bundes-SPD nun den Club der Rebellen anführen?

Das weiß ich nicht. Aber wenn die SPD bundespolitisch überhaupt noch eine Rolle spielen will, muss sie auch in anderen Bundesländern Rot-Rot anstreben. Sie hat jetzt die Möglichkeit, mit rot-roten Regierungen auch in anderen Bundesländern ein Patt im Bundestag herzustellen, nach den Wahlergebnissen in Schleswig-Holstein und Brandenburg. Berlin ist da ein Vorzeigemodell.

Die Berliner Linkspartei ist immer ein bisschen anders gestrickt gewesen als die Linke auf Bundesebene oder in anderen Bundesländern.

Gregor Gysi und Lothar Bisky haben Rot-Rot in Berlin befördert. In Thüringen kämpft Bodo Ramelow für Rot-Rot-Grün. Im Saarland wird auch gerade an Rot-Rot-Grün gearbeitet. So weit auseinander sind wir nicht.

Was für Folgen wird eine schwarz-gelbe Bundesregierung für Berlin haben?

Ich fürchte, unsere Einnahmesitutation im Landeshaushalt wird durch die Steuerpolitik von Schwarz-Gelb noch schwieriger werden. Aber auch das hängt von den künftigen Verhältnissen im Bundesrat ab. Die Frage wird sein, ob die SPD im Bundesrat wieder richtig Politik machen wird oder bloß Bundesregierungsentscheidungen abnickt.

Wie kommt es, dass in Berlin die Linke die SPD überholt hat?

Bundespolitische Themen haben den Ausschlag gegeben. Wir haben vom allgemeinen Schub der Linkspartei profitiert, aber leider auch ein bisschen von der Schwäche der SPD. Die Berliner SPD wurde für Sachen in Haftung genommen, die sie nicht richtig mitverschuldet hat. INTERVIEW: PLUTONIA PLARRE

■ Udo Wolf ist designierter Fraktionschef der Linken