taz🐾sachen: „Bei dir tickert’s ja nicht richtig!“
„Komm mal runter!“ – „Relax, Baby!“ – „Schalt! Endlich! Ab!“ Ähnliches werden viele Zeitungskolleg:innen ab und zu von ihren Lieben hören. Mit Kolleg:innen sind hier nicht nur taz-Leute gemeint, sondern alle Journalist:innen, die tagein, tagaus mit dem allgemeinen News-Gewitter zu tun haben. Hier neue Coronazahlen, da ein blutiges Attentat, dort eine aufgeflogene Nazigruppe oder Umweltsauerei …
Wer als Nachrichten- oder Themenchef:in arbeitet, der oder die muss als Generalist:in ALLES im Blick haben – und dafür sorgen, dass besagtes ALLES dann auch seinen Platz findet, im Blatt und online. In welcher Länge? Von wem recherchiert und geschrieben? Welches Fachressort ist überhaupt zuständig, Ausland, Inland, Wirtschaft, Gesellschaft?
Déformation professionelle lautet der elegante Name für eine „Berufskrankheit“, eine jobbedingte Macke. Angeblich hat der belgische Soziologe Daniel Warnott den Begriff 1937 scherzhaft geprägt. So wie eine Dirigentin keine Orchesteraufnahme hören kann, ohne im Kopf den Stab zu schwingen, so läuft im Geiste des News-Menschen der Ticker mit. Keine „Tagesschau“, kein „heutejournal“ ist auf entspannte Art zu verfolgen. Immer grätscht die Horrorfrage rein: „Ham wa das mitgekriegt heute?“
So abwechslungsreich dieser Job sein mag: Er macht einen zur Stressbazille, zur Nervensäge, auch zwischen den Jahren. Wobei von glückseliger Besinnlichkeit in diesem Viruswinter ohnehin kaum die Rede sein kann. Vorsatz für 2021: „Beruhigendere Nachrichten suchen!“ Und hoffentlich …auch finden.
Katja Kullmann
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