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Doch doch, voll schön!

Wer schenkt, kommuniziert – und weckt damit, wenn auch unbewusst, Hoffnungen in der beschenkten Person. Das geht besonders an Weihnachten oft nach hinten los. Vier taz-Mitarbeiter*innen berichten von ihren schlimmsten Geschenken: von Leberwurst bis Schreibtischunterlagen. Eine kurze Typologie der Enttäuschung

Viele würden sicher erwarten, dass ich mich bei den schlimmsten Weihnachtsgeschenken an das Jahr erinnere, in dem ich gleich zwei Nasenhaarschneider bekam. Aber keineswegs. Das war eines der nützlichsten Geschenke, die ich je erhalten habe (der erste – den zweiten schenkte ich tags darauf weiter an einen guten Freund).

Das bescheuertste Geschenk war dagegen ein Set Überschuhe mit Metallzacken, das mir meine Mutter schenkte, um damit den Berliner Kreuzberg zu besteigen.

Es war dieser eiskalte Berliner Winter irgendwann im vergangenen Jahrzehnt und meine Mutter liebt Scherzgeschenke mit Tusch. Naheliegendere Scherzgeschenke wären Socken gewesen, aber Socken finde ich – genau wie Nasenhaarschneider – äußerst nützlich. Also bekam ich stattdessen als Pointe diese anschnallbaren Gummiuntersohlen mit Spikes, mit denen man vermutlich eisige Bergwanderungen macht – eine der letzten Freizeitbeschäftigungen, auf die ich Lust hätte, aber hier ging es auch eher darum, mir jede Ausrede zu nehmen, bei zweistelligen Minusgraden nicht an die „frische Luft“ gehen zu müssen. Meine Mutter lachte sich tot bei der Vorstellung, dass ich mit diesen Dingern durch die vereisten Straßen der Hauptstadt stapfe. Ich dagegen weinte bitterlich über die – für eine mittelmäßige Pointe – Euros, die sie an die Outdoor-Mafia verschleudert hatte.

Zum Glück hat uns Corona dieses Jahr die Bescherung abgewöhnt. Wenn man so weit ist, dass die Geschenke schon Metakommentare zum Schenken an sich sind, dann sollte man’s lieber lassen. Peter Weissenburger

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