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Sensenmann, Kunstskandälchen – und eine Frau auf dem Hof

Zum Jahresende zeigt der NDR neue Folgen seiner Comedyserie „Neues aus Büttenwarder“. Die sind – ein Jahr nach dem Tod von Hauptdarsteller Jan Fedder – nicht durchweg zum Lachen

Von Wilfried Hippen

Kurt Brakelmann musste sterben. Wenn es irgendwie weitergehen sollte mit „Neues aus Büttenwarder“, dann musste der schlitzohrige Bauer einen Abgang hinlegen: Jan Fedder war in dieser Rolle Kopf und Herz der erfolgreichen NDR-Comedyserie – und Fedder ist tot seit Ende vergangenen Jahres. Schon in den Folgen, die 2019 entstanden, war er wegen seiner schweren Krankheit nicht mehr dabei.

Nun hat Fedder alias Brakelmann in Folge 92 – passender Titel: „Der Tod ist ein sturer Arsch“– einen letzten Auftritt. Allerdings nur aus der Ferne, von hinten, und ein paar Sätze schimpfend, die aus einer früheren Folge stammen. Dass er stirbt, kann das Publikum nur ablesen vom verzweifelten Gesicht seines besten Freundes Adsche Tönnsen, den weiterhin Peter Heinrich Brix spielt: Adsche nämlich hat den schwarzgekleideten Sensenmann (Matthias Matschke) noch auf seinem Hof erwischt und feilscht mit ihm um das Leben seines Kumpels – vergeblich.

Bei der Trauerfeier streiten die Dorfbewohner dann darum, wer das Freibier bezahlen muss, das Brakelmann, ungewohnt großzügig, im Testament verfügt hat. Es ist der einzige halbwegs komische Moment in dieser Folge: Sie ist zu pietätvoll, um wie gewohnt als Komödie zu funktionieren. Ausgestrahlt wird dieser Abschied von der Kunstfigur Brakelmann, aber vor allem vom beliebten Volksschauspieler Fedder an dessen erstem Todestag, dem 30. Dezember.

Schon davor, am zweiten Weihnachtsfeiertag, zeigt die chronologisch später spielende Folge „Kunst“, wie es weitergehen soll mit der norddeutschen Wohlfühl-Serie: Alle Dorfbewohner produzieren darin plötzlich Kunstwerke, weil dem Gewinner des Wettbewerbs „Kunst im Dorf“ 5.000 Euro winken. Immerhin. Ein arg naheliegendes Klischee wird nicht bedient, die Landeier werden nämlich nicht als Kunstbanausen lächerlich gemacht. Statt dessen kupfern sie gewitzt bei Fluxus, Videoperformance und Action­painting ab – und der Kunstexperte aus der Stadt fällt herein auf eine Fälschung, gemalt vom ältesten Bewohner Büttenwarders. So ist diese 93. Folge auch als eine – allerdings sehr milde ausgefallene – Satire auf den Kunstbetrieb.

Am Neujahrstag dann kann in Folge 94 dabei zugesehen werden, wie die Serie versucht, ein zentrales Problem zu beheben: Zum Witzigsten aus Büttenwarder zählten ja zuverlässig Brakelmanns Kabbeleien mit seinem Freund Adsche. Beider Darsteller, Fedder und Brix, waren schon im „Großstadtrevier“ ein komisches Paar gewesen, die neuen Rollen schrieb ihnen Norbert Eberlein 1997 auf den Leib. Ohne Fedder fehlt Brix also ein ebenbürtiger Gegenspieler – und so ließ auch die vorletzte Staffel einiges an Witz vermissen.

Nun also kommt in „Die Schwester“ ebendiese ins Dorf: Adsches verlorene Schwester Ylvie, nach 40 Jahren in Norwegen. Frauen hatten in Büttenwarder bislang wenig zu melden. Diese aber spielt Suzanne von Borsody als resolute Matriarchin, die den Männerbund ordentlich aufmischt – und sich am Ende dieser Episode auf dem Hof ihres Bruders häuslich einrichtet. Und so hat Adsche nun wieder jemanden, über den er sich ärgern und mit dem er streiten kann. Es dürfte also eine 100. Folge von „Neues aus Büttenwarder“ geben.

Rund um die drei neuen Episoden – sowie die bisher nur online zu sehende 89., „Der Hamburger“ – strickt der Sender an und zwischen den Feiertagen seine „Büttenwarder Festspiele“: Insgesamt 19 Folgen werden wiederholt, zehn davon im Heiligabendprogramm und sogar „op Platt“. Und welche Folge am 30. Dezember als „Wunschfolge“ zum Gedenken an Jan Fedder gezeigt wird: Darüber darf das Publikum online abstimmen.

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