Kündigungen wegen Gänseblümchen

Der Stellenabbau bei Hewlett-Packard ist nur eine Weiterentwicklung von Sparprojekten mit blumigen Namen. Bislang hat sich der Betriebsrat jedoch kaum dagegen gewehrt, kritisieren Gewerkschaften. Auch Kodak kündigt weiteren Stellenabbau an

VON STEPHAN KOSCH

Bis zu 2.000 Stellen könnte der vom IT-Konzern Hewlett-Packard (HP) angekündigte Stellenabbau in Deutschland kosten. Diese Zahl verbreitete gestern zumindest die Wirtschaftswoche vorab aus ihrer aktuellen Ausgabe unter Bezug auf den HP-Betriebsrat. Die zuständigen Gewerkschaften Ver.di und IG Metall bestätigten diese Zahlen auf taz-Anfrage jedoch nicht, auch das Unternehmen sprach von einer „Spekulation“.

Vorgestern hatte Konzernchef Mark Hurd angekündigt, dass in den kommenden eineinhalb Jahren weltweit fast jede zehnte der 150.000 Stellen gestrichen werden soll. Dadurch will HP pro Jahr 1,9 Milliarden US-Dollar einsparen. In Deutschland beschäftigt das Unternehmen rund 9.000 Mitarbeiter.

Der Gesamtbetriebsrat, der diese vertritt, gilt als vergleichsweise gewerkschaftsfern. Das sorgt seit langem für Kritik, zum Beispiel von der IG Metall. Sie warf bereits im April dem Gesamtbetriebsrat vor, nicht gegen den bereits damals geplanten Abbau von 350 Stellen protestiert zu haben. Die Mitarbeiter hätten dann in so genannten „Coffee-Talks“ über die Schließung des Standorts Köln mit 150 Mitarbeitern und die Kündigung von 41 Verwaltungsmitarbeitern in anderen Standorten erfahren. Sie fielen den Projekten „Sonnenblume“ und „Gänseblümchen“ zum Opfer. Hinter den blumigen Namen verbergen sich Verlagerungen von Verwaltungsaufgaben des Konzerns nach Indien.

„Es wäre Aufgabe des Betriebsrates, sich gegen den Personalabbau zu stellen“, sagte gestern Kai Bliesener, Sprecher der IG Metall in Baden-Württemberg. Die Gewerkschaft hält die Ausdünnung des Personals in Deutschland für falsch, vor allem weil Service und Marketing betroffen sein dürften. Dabei ist Deutschland ein wichtiger Markt. „HP macht die gleichen strategischen Fehler wie IBM.“

Anders als HP hat der Konkurrent zwar nicht mit Kündigungen gedroht, aber über „freiwillige Aufhebungsangebote“ Stellen abgebaut. Weltweit wurde IBM so bereits 8.000 Mitarbeiter los. Die Angebote seien auch in Deutschland „besser angenommen worden als erwartet“, sagte eine Sprecherin. Grund dafür waren aber offenbar nicht besonders attraktive finanzielle Konditionen. Die Mitarbeiter seien massiv unter Druck gesetzt worden, heißt es in Gewerkschaftskreisen. „Von Freiwilligkeit kann da keine Rede mehr sein.“ IBM hatte am Dienstag mitgeteilt, dass trotz eines gestiegenen Milliardengewinns aus dem laufenden Geschäft 14.500 Arbeitsplätze verschwinden sollen, 1.500 mehr als ursprünglich geplant.

Und gestern kündigte ein weiterer US-Konzern eine Verschärfung des Stellenabbaus an. Der Foto-Spezialist Eastman Kodak baut bis zu 10.000 Stellen mehr ab als geplant. Nun sollen insgesamt 22.500 bis 25.000 Arbeitsplätze verschwinden. Die Streichung begründete Unternehmenschef Antonio Perez mit stärkeren Verkaufseinbrüchen als erwartet und der geplanten Senkung der Produktionskosten.