: Sex!
Von unserer Kontext-Redaktion↓
Ha, hab’ ich Sie! Der Trick ist alt, aber kürzlich aufgefrischt bei einer Fridays-for-Future-Demo. „Sex“, schreit es da fett von einem Plakat, und nach dem Eyecatcher die Botschaft: „Stop screwing with our planet.“ Versuchen wir’s also mit Sex, weil sich ja sonst keiner für die Umwelt interessiert oder für eine OB-Wahl in Stuttgart.
Denn darum geht’s doch. Um die Rettung des Planeten, um Klimaerhitzung, um CO2-Reduzierung. Auch bei der Stuttgarter OB-Wahl. Die Erde brennt, und in Stuttgart wird derzeit so getan, als ob es am Sonntag nur die Wahl gäbe zwischen Öko-Dino Nopper und Ego-Shooter Schreier. UnterstützerInnen mit Konto haben offensichtlich beide an Land gezogen, da kann man schon mal eine fette Anzeige in den StZN platzieren.
Die Klima-AktivistInnen haben bekanntlich wenig Geld und stehen auch nicht auf der Liste von Nopper oder Schreier. Die wollen diesen Hannes Rockenbauch, der so schnell redet, diesen angeblich Radikalen, diesen Kompromisslosen. Ja, der steht am Sonntag auch noch zur Wahl. Und dazu eine gehörige Portion Leidenschaft und Glaubwürdigkeit in der Politik. Den einen schlägt Rockenbauch zu sehr aufs Blech. Andere befürchten, die StuttgarterInnen seien noch nicht bereit für einen radikalen Wechsel. Wieder andere hoffen, Schreier hätte eine Chance gegen Nopper und taktieren, taktieren, bis ihnen schwindlig wird.
Aber es gibt auch die Anderen. Die sich gerade jetzt stark machen für den Kompromisslosen, der Stuttgart schon 2030 klimaneutral machen will, Wohnungsnot ernst nimmt und mit allen spricht, sogar, o Schreck, mit HausbesetzerInnen. Die Stuttgarter Fridays unterstützen ihn. Stadtflaneur Joe Bauer, der bei seinen Spaziergängen immer wieder über die Ungerechtigkeiten dieser Stadt stolpert und in Rockenbauch eine Chance sieht, eine neue Idee von Stuttgart zu entwerfen. Der Dokumentarfilmer Goggo Gensch, der Klarheit und Glaubwürdigkeit erkennt. Der Musiker Max Herre („Hannes rockt!“), der nicht so gerne einen Schultes aus Backnang oder Tengen hätte. Da sind die Schülerin und Aktivistin Valeria und der Filmvorführer im Planetarium, Leute, die nicht unter teuren Anzeigen stehen, aber eine weltoffene, sozial gerechte und ökologisch nachhaltige Stadt wollen.
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