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heute in hamburg„Große Anstalten sind eher belastet“

Ausstellung von ehrenamtlichen Helfern zum Gefängnisalltag im Rahmen der „Aktionstage Gefängnis 2020“: bis Freitag, Zentralbibliothek. Der Vortrag „Gewaltarmer Jugendvollzug – wie geht das?“ mit Thimna Klatt musste wegen Corona kurzfristig abgesagt werden.

Interview Kaija Kutter

taz: Frau Klatt, Sie waren für heute im Rahmen der „Aktionstage Gefängnis 2020“ zu einem Vortrag über „Gewaltarmen Jugendvollzug“ eingeladen. Warum ist das ein Thema?

Thimna Klatt: Gewalt tritt gerade unter Jugendlichen und Heranwachsenden im Vollzug besonders häufig auf. Es ist eine Vorgabe des Gesetzes, Gefangene vor Gewalt und den schädlichen Wirkungen des Freiheitsvollzugs zu schützen. Studien zeigen auch, dass Täter und Opfer von Gewalt im Vollzug später in Freiheit häufiger rückfällig werden. Auch mit Blick auf die Allgemeinbevölkerung ist es deshalb notwendig, Gewalt im Vollzug zu verhindern.

Nimmt das Problem zu?

Das ist schwierig zu sagen, weil sich extrem unterscheidet, wie Gewalt definiert und gemessen wird und es nur wenige Längsschnittstudien gibt. Die meisten Untersuchungen sind Querschnittstudien, die nur eine Momentaufnahme geben und keine Beurteilung der Entwicklung erlauben.

Wie wird Jugendvollzug gewaltarm?

Durch einen fairen und transparenten Umgang mit den Gefangenen. Das ist das A und O. Gibt es klare Regeln und wird der Umgang mit den Gefangenen von ihnen selbst als fair erlebt? Wenn beispielsweise nicht pauschal eine ganze Gruppe bestraft wird für den Fehltritt eines Einzelnen, ist viel gewonnen. Aber leider liegt es auch viel an individuellen Merkmalen der Gefangenen, auf die man gar nicht oder erst im Verlauf des Vollzugs einwirken kann.

Hat auch Architektur eine Wirkung?

Eine sehr geringe. Es gibt eine Studie, die zeigt, dass eine,Campus-Bauweise‘ mit weniger nicht-gewalttätigen Regelverstößen zusammenhängt. Das sind einzelne Gebäude, die nicht miteinander verbunden sind. Insgesamt deutet die Forschungslage darauf hin, dass die Architektur kaum Einfluss auf die Gewalt hat.

Foto: KFN

Thimna Klatt36, studierte Psychologin, ist wissen­schaftliche Mitarbeiterin am Krimi­nologischen Forschungs­institut Niedersachsen.

Hamburg plant einen kompakten Neubau in Billwerder. Halten Sie den für geeignet?

Ich habe nur bauliche Skizzen gesehen. Im Strafvollzug gilt das Trennungsgebot zwischen dem Vollzug an Jugendstrafgefangenen und erwachsenen Gefangenen. Wie das dort eingehalten wird, kann ich nicht beurteilen.

Die neue Anstalt wird mit 200 Plätzen recht groß. Sind kleine Anstalten sinnvoller?

Wir wissen aus der Forschung, dass große Anstalten mit einer hohen Anzahl von Gefangenen eher gewaltbelastet sind, oder umgekehrt kleine Anstalten auch eher gewaltreduzierend wirken können. Vor allem in großen Anstalten mit einem hohen Anteil an jungen Gefangenen kommt es vergleichsweise häufig zu gewalttätigen Vorfällen.

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