: Willkommen, bienvenue, welcome?
Ob Behörde, Krankenhaus oder Polizei: Mehrsprachige Informationsbroschüren oder Beschilderungen für Migranten sind rar
Während die Stadt der Verständigung mit den zur WM 2006 aus aller Herren Länder erwarteten Fußballfans durchaus einige Gedanken widmet, ist sie bei Hamburgs Einwohnern aus der Türkei, aus Serbien und Montenegro, Polen, Afghanistan oder Iran weniger rührig. Infobroschüren für Neueinwanderer beispielsweise, schon gar in der einen oder anderen Fremdsprache, sucht man bei der Ausländerbehörde vergebens; Mitarbeiter, die sich nicht nur auf Deutsch verständlich machen können, sind allenfalls die Ausnahme. Für Pressesprecher Norbert Smekal kein Problem: Schließlich könne bei Bedarf ein Dolmetscher hinzugezogen werden, und Antragsformulare für Einbürgerung und Aufenthaltserlaubnis seien immerhin in mehreren Sprachen verfügbar.
Wegweiser und Informationstafeln in Behörden und Krankenhäusern verbleiben auf deutsch. „Wir haben aber einen guten Dolmetscherdienst im Haus“, beruhigt Angela Lichtner, die im Krankenhaus Altona für die Qualitätssicherung zuständig ist. Und: „Bei 2.000 Mitarbeitern gibt es eigentlich immer jemanden, der die gefragte Sprache beherrscht.“ Ganz ähnlich behilft man sich im UKE, wo zusätzlich verstärkt auf Orientierungshilfe durch Piktogramme, wie sie beispielsweise die Notfallambulanz kennzeichnen, gesetzt wird. In Altona würden, so Lichtner, zudem gerade Infobroschüren über Geburtshilfe, die auch auf türkisch und polnisch erhältlich sein sollen, erstellt; der genaue Erscheinungstermin steht noch nicht fest. Lichtner: „Von den Patienten her wurde eigentlich kein Bedarf angemeldet, aber wir wollen diesen Service einfach anbieten.“
Einen Bedarf, das Angebot für nicht-deutsche Klienten auszubauen, kann hingegen Knut Börnsen, Pressesprecher der Hamburger Agentur für Arbeit, nicht entdecken: „Das war bisher nie ein Thema, da sind wir flexibel und entspannt“, teilt er mit. Die Agentur für Arbeit beschäftige genügend Mitarbeiter unterschiedlicher Herkunft, so dass fast alle Sprachen ausreichend abgedeckt werden können. Nur mit neupersisch und persisch, das vor allem in Afghanistan und im Iran gesprochen wird, könne man nicht dienen – obwohl laut Statistischem Amt für Hamburg und Schleswig-Holstein mehr als 23.000 Migranten aus diesen Ländern kommen. Jedoch: „Viele ausländische Mitbürger haben eine so gute Infrastruktur, dass sie ihre eigenen Dolmetscher mitbringen“, weiß Börnsen.
Auch die Polizei zieht im Bedarfsfall Übersetzer zu Hilfe. „Wir haben eine Liste von Dolmetschern, die bei Vernehmungen und rechtlichen Belehrungen hinzukommen“, sagt Pressesprecherin Ulrike Sweden. Strafzettel allerdings würden auch weiterhin nur auf deutsch geschrieben: „Sollen wir die in alle Weltsprachen übersetzen?“
Nicht alle, aber ein paar mehr Sprachen könnten zumindest den Seiten über Zuwanderung auf www.hamburg.de nicht schaden: Das „wäre ein gutes Projekt, von uns als Unternehmen ist das aber alleine nicht tragbar“, bedauert ein Sprecher von hamburg.de. Während Hamburgs touristische Angebote in 22 Sprachen abgerufen werden können, sind Hinweise speziell für Neuzuwanderer nur auf deutsch, teilweise noch auf englisch und französisch verfügbar.
Etwas besser sind die Bezirksämter ausgestattet. Faltblätter und Hinweiszettel werden vermehrt mehrsprachig angeboten – meist allerdings nur auf türkisch und polnisch. Einzig das Bezirksamt Altona bietet zusätzlich russisch-, französisch- und spanischsprachige Informationen an. Im Übrigen verlässt man sich auf die Mitarbeiter, wie Otto Steigleder vom Bezirksamt Bergedorf betont. Dort könne immerhin auf Englisch, Polnisch, Russisch und Spanisch Auskunft erteilt werden.
Dass der Bedarf an muttersprachlicher Information für Migranten und Flüchtlinge groß ist, hat der Verein „Hamburger Stadtführer für Flüchtlinge und MigrantInnen“ längst erkannt. Auf www.navigator-hh.de kann eine entsprechende Broschüre in den Sprachen Englisch, Französisch, Spanisch, Türkisch und Deutsch bestellt werden, die ehrenamtlich erstellt wurde. „Wir hätten gerne weitere Sprachen aufgenommen, aber dafür haben wir keine Finanzierung bekommen“, so eine Sprecherin. Das Büchlein für Menschen mit und ohne Papiere enthält Basisinformationen unter anderem zu den Themen Aufenthaltsrecht, Wohnen, Kultur, Religion und Deutschkurse und wird kostenlos beispielsweise auch in der Schanzenbuchhandlung abgegeben. Christoph Behrends