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Archiv-Artikel

der wochenendkrimi Käse oder Mafia?

„Bienzle und der Sizilianer“, So., 20.15 Uhr, ARD

Ein schöner Zufall ist es, dass ausgerechnet auf dem Höhepunkt des ARD-Schleichwerbungsskandals ein Tatort ausgestrahlt wird, bei dem es um das Thema Mafia geht. Zumal bei der Herstellung dieses Täterrätsels knapp 22.000 Euro für die illegale Platzierung von versteckten Kaufappellen geflossen sein sollen. Die anstößigen Stellen sind aber bereits aus dem Film entfernt.

Die Mafia und die ARD – seit dem Schleichwerbungsskandal verbreiten die beiden ja eine ähnlich unheilvolle Aura. Hier wie dort ist viel von schweigendem Wissen, bizarren Verflechtungen und ominösen Hintermännern die Rede. Nur das Wort „Ehre“ nehmen die ARD-Mächtigen bis jetzt noch nicht in den Mund, bei ihnen gibt es nur ein paar unehrenvolle Entlassungen.

Dem Mordopfer in der aktuellen Tatort-Folge „Bienzle und der Sizilianer“ ergeht es da anders als den fristlos gekündigten Sportchefs von MDR und HR: Es handelt sich bei ihm um einen jungen Mann aus Palermo, der im Allgäu mit der Tochter eines Käsefabrikanten anbändelte und durch einen Schuss in den Hinterkopf hingerichtet worden ist. Kommissar Bienzle (Dietz-Werner Steck) steht nun vor der Frage, ob bei der Bluttat tatsächlich die Mafia ihre Finger im Spiel hatte – oder doch nur der mittelständische Käseclan, der durch die unplanmäßige Liebe der Tochter die Zukunft des Unternehmens gefährdet sah.

Eigentlich interessanter Stoff, der einiges über das vielleicht gar nicht so unmafiöse Selbstverständnis deutscher Mittelständler hätte freisetzen können. Doch der Stuttgarter Tatort wird fast immer vom Vielschreiber Felix Huby verfasst und dann von einem der bekannten Hausregisseure in Szene gesetzt. Die alten Herren erzählen die immer gleichen alten Geschichten. Sie bilden eine Ehrenwerte Gesellschaft, die ein Plot-Antiquariat verwaltet, aus dem keine originelle Sicht aufs Leben dringt. So kommt auch „Bienzle und der Sizilianer“ (Regie: Hartmut Griesmayr) wie jede andere Episode daher: bieder, humorlos und gartenzwerggefährlich. Ein kleines bisschen mehr Mafia hätte dann schon sein dürfen beim mafiös verfilzten SWR-Tatort.

Da die ARD-Gewaltigen gerade beim Kappen alter Seilschaften sind: Könnten sie da bitte nicht auch gleich beim Tatort aus dem Schwabenland richtig aufräumen? CHRISTIAN BUSS