taz🐾sachen
: Das Génie
von Seite 1

Leser*innenbriefe sind ja in der Regel naturgemäß kritisch. Damit können wir gut leben. Doch ehrlich gesagt: Umso mehr freuen wir uns, wenn mal ein paar freundliche Worte hereinkommen. Zum Beispiel von Bert Rothermel. Der lobte die Titelseite unserer Ausgabe von Mittwoch. „Endlich mal wieder eine wunderbar schräge Titelseite. Es gibt sie also doch noch, die guten alten Dinge … bitte mehr davon!“

„Ausgangssperre im Berchtesgadener Land 80 Jahre zu spät“, hatte auf Seite 1 gestanden, über einem durch die Berge wandernden Hitler. Eigentlich ging es um Corona. Verantwortlich war Lukas Wallraff, der langjährigste Seite-1-Redakteur. Insider erkennen an seinem speziellen Humor, welche Titel aus seiner Werkstatt kommen.

Auch Außenstehenden hat er gerade ein wenig Einblick in seine Arbeit gegeben. Ronja von Rönne hatte sich für ein TV-Feature gefragt, wie man die richtigen Worte findet, und sich dafür auch mit Lukas Wallraff im taz-Haus getroffen. In der arte-Mediathek findet man nun drei, vier kluge Sätze von ihm, mehr braucht man nicht als Seite-1-Redakteur. Der wichtigste: Es gehe ihm im Zweifel darum, nicht nur das Negative anzuprangern, sondern das Positive herauszustellen, er wolle „ganz banal: bessere Laune machen“.

arte bezeichnet ihn dafür per Einblendung als „Headline-Held[en]“. Und – noch treffender – für die französischen Zuschauer*innen: „­GÉ­NIE DES GROS TITRES“. Diesen sehr angemessenen Titel, da sind wir sicher, wird Lukas nicht mehr los. (ga)

„Streetphilosophy – Finde deine Sprache!“, arte, Samstag, 24.10., 23.35 Uhr