galerie noah klink
: Auf den Rahmen kommt es an

Josefine Reisch, „Framing“, 2020. Installationsansicht in der Galerie Noah Klink  Foto: Courtesy Noah Klink, ­Berlin

Das Florenzer Kunstmuseum Uffizien sorgte im Sommer für Aufregung, als es auf seinem Instagramkanal ein Foto der italienischen Influencerin und Unternehmerin Chiara Ferragni vor Sandro Botticellis „Geburt der Venus“ veröffentlichte und im Text dazu die beiden abgebildeten Frauen miteinander verglich. Darf man das?, fragte sich die Internetgemeinde: Ehrwürdige Renaissancemalerei auf sozialen Medien mit deren Methoden bewerben? Eins machte die Diskussion zweifellos klar: Auf den Rahmen kommt es an – und der kann sich über die Zeit auch verändern.

Mit Rahmen im wörtlichen wie übertragenen Sinne beschäftigt sich auch Josefine Reisch in ihrer aktuellen Einzelausstellung „Framing“ in der Galerie Noah Klink – und auch mit Botticellis Schaumgeborener. Ihre „Lady Seashell Bikini“ zeigt jedoch nicht die Venus selbst, sondern nur die sie umspülenden Wellen und den verzierten Bilderrahmen, der sie einfasst. Letzteren hat Reisch wie einen Bastelbogen auf die Leinwand platziert, quasi die äußeren Umstände, den Kontext, in dem die Göttin präsentiert wird, in den Fokus gerückt.

Dieses Spiel um die Inszenierung von Kunst und ihrer Subjekte, um Bedeutungszuschreibungen und den Blick der Betrachter*innen setzt sich in den weiteren Arbeiten fort. Insgesamt handelt es sich bei allen Bildern, die Reisch als Ausgangspunkt für ihre malerischen Rahmenverhandlungen dienen, um Porträts von Frauen, verklärten Heldinnen, Inbegriffen von Schönheitsidealen. Leonardo da Vincis Mona Lisa ist unter anderem mit dabei, die als Pocahontas disneyfizierte Motoaka oder Maria Callas.

Zu den herrlichen Details der Ausstellung – die übrigens auch für den diesjährigen VBKI-Galerienpreis nominiert war – gehören die kleinen Museumssofas nachempfundenen Sitzgelegenheiten, von denen aus sich die Bilder in aller Ruhe betrachten lassen. Tun sollte man das unbedingt.

Beate Scheder