: Der Ruf nach Fortuna
Der Liga-Pokal in Düsseldorf kann die Zuschauer kaum begeistern. Leverkusen scheidet gegen Bremen aus
DÜSSELDORF taz ■ Irgendwann wurde es doch noch laut in der spärlich gefüllten LTU-Arena. Nach dreieinhalb wenig erbaulichen Halbzeiten und langen Phasen des Schweigens fand die Befindlichkeit des Publikums endlich eine passende Ausdrucksform: „Fortuna, Fortuna“, riefen die Zuschauer während der ermüdenden Ligapokal-Partie zwischen dem VfB Stuttgart und Hertha BSC Berlin, die torlos, und gänzlich frei von aufregenden Torszenen in einem Elfmeterschießen endete. Sie riefen nach Fortuna Düsseldorf, dem Regionalligisten. Drastischer hätte die Kritik an den Darbietungen der Bundesligaspitzenklubs kaum ausfallen können.
Und diese Kritik traf durchaus die richtigen, denn das erste Spiel des so genannten Doubleheaders war zwar auch eher langweilig, enthielt aber wenigstens einige ansehnliche Angriffsversuche und sogar ein Tor. Ivan Klasnic traf nach einer Unsicherheit in der Leverkusener Dreierkette zum 1:0-Siegtreffer, den aber Jörg But in der Nachspielzeit per Elfmeter hätte egalisieren können, doch er schoss vorbei. Deshalb darf Werder Bremen am Mittwoch zum Halbfinale in Gelsenkirchen gegen Schalke 04 antreten. „Es ist schon sehr ärgerlich, dass wir da nicht dabei sind“, sagte Bernd Schneider, der kaum zurück aus dem Urlaub 90 Minuten im zentralen Mittelfeld durchspielte und zu den auffälligen Leverkusenern gehörte. Vermutlich wird sich Schneider wieder an diese Rolle gewöhnen dürfen, nachdem er in der vergangenen Saison meist auf der rechten Seite der Viererkette aufgestellt wurde. Denn diese Viererkette hat Klaus Augenthaler erst einmal abgeschafft. Dabei hatten sie für diesen Mannschaftsteil eigens ihre spektakulärste Verpflichtung vorgenommen.
Der Brasilianer Athirson sollte dort in die Rolle des nach Spanien gewechselten Diego Placente wachsen, doch irgendwann im Trainingslager eröffnete der Spieler seinem Trainer, dass er eigentlich ein Mittelfeldspieler und kein Verteidiger sei. Ein bisschen peinlich ist das für die Scouts des Klubs, doch Augenthaler hat jetzt dem Neuzugang zu liebe das System umgestellt. Man spielte mit einer Dreierkette, „um die Stärken des Athirson hervor zu heben“, wie der Trainer sagte. Eigentlich hat man die Veränderung zwar eher vorgenommen, um seine Schwächen zu kaschieren, aber vielleicht lohnt sich diese Operation im System, denn offensiv zeigte Athirson tatsächlich einige gute Ansätze, denen allerdings – wie dem gesamten Leverkusener Spiel – die letzte Präzision fehlten.
Nach den bisher schlechten und wenig aussagekräftigen Testspielen – eine ganze Reihe wichtiger Spieler weilte noch im Urlaub – war Augenthaler aber trotzdem recht zufrieden. „Man hat gesehen, dass die Dreierkette eine echte Option ist“, meinte er. Was die Organisation betrifft, mag das stimmen, individuell wirkten Jan-Ingwer Callsen-Bracker und Neuzugang Ahmed Madouni allerdings anfällig für Fehler, so auch vor dem Gegentreffer. Sehr erfreut war der Trainer jedoch ganz offenkundig über die gute Leistung von Franca. Der Brasilianer wollte den Klub wechseln, doch Bayer verlangte zwei Millionen Euro. Die Interessenten aus Japan nahmen am gestrigen Nachmittag lieber Abstand von der Verpflichtung. Und auch Augenthaler wirkte nach der Ligapokalpartie, als könne er sich durchaus vorstellen, den schätzungsweise siebten Neuanfang mit dem sensiblen Stürmer zu starten. „Franca gezeigt hat, dass man ihn spielen lassen kann“, meinte der Trainer, für den die Vorbereitung erst jetzt so richtig beginnt.
Am Mittwoch wird die Mannschaft gegen Lokomotive Sofia antreten, und dann werden wohl auch die nach ihrem verlängerten Urlaub noch geschonten Roque Junior und Juan zurückkehren. Die Leverkusener betreiben eine Politik der kleinen Schritte in dieser zähen Saisonvorbereitung. „Wir werden nicht unruhig werden“, kündigte Augenthaler an, „wir werden ganz geduldig warten, bis die Jungs nach und nach zurück sind“.
DANIEL THEWELEIT