heute in bremen
: „Rap funktioniert anders“

Foto: privat

Adrian Adu

28, ist Rapper, Poetry Slammer, freier Moderator und studiert Psychologie.

Interview Marie Gogoll

taz: Herr Adu, wie gestalten Sie einen Workshop für etwas so Spontanes und Kreatives wie Rap?

Adrian Adu: Ich gebe da jetzt keinen Frontalunterricht. Man kann schon ein paar technische Dinge wie Takt und Reimschema besprechen, aber in erster Linie geht es beim Rap um die Auseinandersetzung mit sich selbst. Der Deutschrapper Megaloh hat mal gesagt: Rap ist die einzige Mucke, bei der man das, was man sagt, auch verkörpern muss.

Also geht es bei dem Workshop um Selbsterfahrung?

Auch, ja. Beim Rap geht es darum, was ich als Künstler*in sagen möchte. Deshalb möchte ich, dass sich die Leute im Workshop damit ausein­andersetzen: Wofür stehe ich eigentlich? Was ist meine Motivation zu rappen? Ich möchte die Werkzeuge vermitteln, die es fürs Rappen braucht.

Worum geht es Ihnen, wenn Sie rappen?

Ich arbeite viel mit Metaphern und anderen stilistischen Mitteln. Die Leute sollen selbst etwas aus meinen Texten ziehen. Beim Poetry Slam treffe ich klarere Aussagen, aber Rap funktioniert anders.

Warum?

Rap-Workshop im Rahmen der Aktionswochen gegen Ausgrenzung und Diskriminierung: 14 Uhr, Evangelische Kirche Vegesack

Allein schon, weil beim Rap viele Emotionen über die Musik vermittelt werden. Man muss aufpassen, dass man einen Track inhaltlich nicht total überlastet. Es ist mir aber schon wichtig, deepe Themen anzusprechen und nicht nur darüber zu rappen, wie ich mich im Klub besaufe. Wobei ich nicht sagen möchte, dass solche Texte keine Message hätten, denn auch dort wird ein Lifestyle und vielleicht ein Umgang mit gesellschaftlicher Unzufriedenheit beschrieben. In meinen Texten geht es aber eher um Rassismus, Rollenbilder und generell um Diskriminierung.

Das passt ja gut in das Programm der Aktionswochen.

Absolut. Rap ist heute ganz anders als noch vor 30 Jahren. Damals hätte kein Kind in der Schule gesagt: „Ich will Rapper werden, um später mal ein geiles Auto zu fahren.“ Im Rap wurde ausgedrückt, was in der Gesellschaft schief läuft. Für mich hat er diese Bedeutung immer noch. Rap ist eine Sprache, um auf Missstände aufmerksam zu machen, sich zu positionieren und für Werte einzustehen.