Wellen
im
Gehirn

Auf dem Land zerfließen schon mal die Grenzen zwischen Fiktion und Realität – vor allem mit schlechtem Internet. Zum Glück gibt es das Radio! Unser Autor berichtet von seinem Aufenthalt im Spreewald

Foto: Andreas Meichsner/laif

Von Daniel Schulz

Hier draußen in meiner Rundfunkwarte untersuche ich die Langzeitwirkungen von Antenne Brandendings, 94 Dings RS pings und anderer hier empfangbarer Wellen auf mein Gehirn. Erste Ergebnisse:

Habe ich wirklich Welle statt Radiosender geschrieben?

Brauch ick allet nich.

Früher bei „Streamen“ an Netflix gedacht, jetzt an Hits, Hits, Hits.

Früher bei Bits, Bits, Bits an Computer gedacht, jetzt an einen Werkzeugkasten.

Hier draußen is och schön.

Carglass repariert! Carglass tauscht aus!

Nee, ehrlich jetze, watt ham se denn in Berlin, watt wir hier nich ham.

Stockender Verkehr zwischen Dreieck Barnim und...

Jut, Kneipen und Bars vülleischt, aber die sind ja och zu jetze wegen Corona.

Ditt is mein Lieblingsmix!

Reinickendorf putzt sich raus.

You breaking me, alla la lei alla la lei.

Würde Sean Paul jetzt noch in der Spree baden?

Warum hallt es in meinem Kopf so?

Warum halltet in mein Kopf so?

Alles für ihr Tech-Paradies!

Warum hallt es... Hm... habe ich das schon mal gedacht?

Heizpilze helfen gegen Corona.

Oder gegen die Folgen von Corona? Tell me again, Gaststättenverband!!!

Auf dem Weg zu deinem Freund soll kein Gras wachsen.

Badabing, badaboom, irgendwas ist im room.

Ich war noch nie in Reinickendorf.Hey Macarena, bitte mal lieber fünf bis zehn Minuten zusätzlich einplanen.

Wonach riecht Mais?

Muss ich auch raus „inne Pilze“?

Wo wohnt eigentlich die Kelly Family?

In Reinickendorf?

Jaja, so ein Kaffee am Morgen ist echt das Beste... warte mal... ich trinke doch gar keinen Kaffee... oder?

An guten Tagen leuchtet alles so schön hell.

Wenn ich mal wieder in die Stadt komme, kauf ich mir einen Drachen.

Fabian aus Wannsee.

Put your hands on my body, weil Baby toooooooonight!!!!!

Schreibt Tori Amos diese ganzen gefühlvollen Schreilieder und vertickt die im Darknet an hoffnungsvolle junge Popdinger?

Wir leuchten heller allein.

Denken Berlin und Brandenburg manchmal: „Wenn du mich noch einmal so schleimduzt, Moderatorensau, dann seng ich dir eine!“?

Sag mal, Schatz, ich habe nie das Gefühl, unsere Herzen schlügen wie eins. Mache ich was falsch?

Ingrid, Ingrid!

Ich würde niemals Schatz zu jemandem sagen. Oder?

Ist Punk wirklich tot?

Ich glaub, ich fahr mal nach Reinickendorf.

PS: Zeitung gelesen. Gelernt: Realität ist nur echt, wenn sie bitter ist. Radio wieder an.