: Plakativer Promiverzicht
SPDler planen Wahlkampf ohne Bundeskanzler Schröder
Heinz-Norbert Benterbusch steht nicht auf Gerhard-Schröder-Poster. Nein, von den „Herrschaften aus Berlin“ werde er im Bundestagswahlkampf keine Plakate kleben, so der 53-jährige Vorsitzende der SPD in Datteln gestern zur taz. Reformen seien notwendig, aber der Kanzler habe die Partei mit seiner Agenda „gegen die Wand gefahren“. Auch auf SPD-Chef Franz Müntefering ist Benterbusch nicht gut zu sprechen: „Diese Kapitalismus-Debatte kam zum falschen Zeitpunkt, als die Panik bekommen haben.“ In Datteln gehe „die Stimmung in die Richtung“, im Wahlkampf auf Plakate der beiden Promis zu verzichten.
Bis zur geplanten Wahl im September wollen die Ruhrgebiets-Genossen statt dessen nur für die örtliche Bundestagskandidatin Waltraud Lehn Reklame machen. Doch die Parlamentarierin will davon nichts wissen. „Ich gehe davon aus, dass auch in Datteln Schröder- und Müntefering-Plakate aufgehängt werden“, so Lehn. Die Abgeordnete aus Marl bereitet gerade den Wahlkampf für ihren Bezirk Recklinghausen II vor. „Hans Eichel kommt zu uns in die Fußgängerzone“, sagt sie. Auch andere Parteipromis will sie ins Revier holen. Gewiß gebe es an der Basis „Enttäuschung“ über die rot-grüne Regierungspolitik. „Das relativiert sich aber, weil das CDU-Programm vorliegt.“
Benterbusch bleibt bei seiner Meinung. Seit 25 Jahren ist er in der Partei. Ihn müsse man „mit den Füßen nach vorn“ aus der SPD heraustragen. Aber Schröder mag er nicht mehr plakatieren. Auf seinen Vorschlag habe er bislang „fast nur positive Reaktionen bekommen. Auch in anderen Ortsvereine überlege man, nur für die lokalen Kandidaten, nicht aber für die Spitze zu werben.
Das Phanömen ist nicht neu. Bereits im NRW-Kommunalwahlkampf 2004 waren einige SPD-Ortsverbände auf Distanz zur Bundes-SPD gegangen. Schröder und Wirtschaftsminister Wolfgang Clement galten damals etwa in Oberhausen als unerwünschte Personen. „Wir wollen uns klar von der Berliner Politik abgrenzen“, so Oberhausens SPD-Chef Hartmut Schmidt 2004. Wie sich der Stadtverband in diesem Wahlkampf verhält, ist noch offen. Der örtliche SPD-Geschäftsführer gab gestern trotz mehrfacher Nachfrage keine Stellungnahme zum Thema Schröder-Poster ab. MARTIN TEIGELER