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Ein Zug wird kommen

Der Fernverkehr kommt: Ab 2021 soll in Bremerhaven nicht mehr nur die Bimmelbahn halten. Ein ICE wird aber auch in den nächsten Jahren nicht dorthin fahren

Von Jan Zier

Nach 20 Jahren sollen in Bremerhaven erstmals wieder Fernverkehrszüge halten. Allerdings nicht mehr als zwei am Tag und das auch nur probeweise.

Die Deutsche Bahn plant, dass ab Dezember kommenden Jahres um 15:30 Uhr ein Intercity (IC) in Bremerhaven hält, der von Koblenz über Bonn, Köln, Düsseldorf, Münster, Osnabrück sowie Bremen fährt und dann auch in Osterholz-Scharmbeck hält. Um 10:30 Uhr soll dann ein Zug in die Gegenrichtung fahren, der in Köln endet. Ob diese neue Direktverbindung ins Rhein-Ruhr-Gebiet dauerhaft erhalten bleibt, soll die Nachfrage entscheiden – in einer zweijährigen Testphase. Darauf einigten sich am Montag VertreterInnen des Bundesverkehrsministeriums, der Länder Bremen und Niedersachsen, der Stadt Bremerhaven und des Landkreises Cuxhaven mit der Deutschen Bahn.

Deren Vorstand für Marketing im Fernverkehr Stefanie Berk erklärte die neue IC-Verbindung gar zu einem „wichtigen Beitrag zur ökologischen Verkehrswende“. Die beiden Verbindungen sind allerdings vor allem auf die Kreuzfahrt-TouristInnen abgestimmt: Nordrhein-Westfalen ist ein „Hauptaufkommenspunkt“ für solche Fernreisen von und nach Bremerhaven, heißt es bei der Deutschen Bahn. Der IC könnte theoretisch auch weiter bis nach Cuxhaven fahren – wenn die Strecke denn überhaupt elek­trifiziert wäre.

Seit 2001 fahren keine Fernverkehrszüge mehr nach Bremerhaven, sondern nur noch Regional- und S-Bahnen. „Für Bremerhaven werden wir uns gegenüber der Deutschen Bahn für eine bessere Anbindung an den Fernverkehr nachdrücklich einsetzen“, steht deshalb im rot-grün-roten Koalitionsvertrag, wenn auch etwas vage.

„Für Bremerhaven ist es symbolisch von hoher Bedeutung, dass die Stadt wieder ans Fernbahnnetz angeschlossen wird“, sagt nun Oberbürgermeister Melf Grantz (SPD). „Für mich ist das allerdings nur ein erster Einstieg in weitere Fernverkehrsanbindungen Bremerhavens im Rahmen des Deutschlandtakts.“ Dahinter verbirgt sich eine Großoperation, mit der die Bundesregierung bis 2030 die Zahl der BahnfahrerInnen verdoppeln und gleichzeitig mehr Güterverkehr auf die Schiene verlagern will. In einem Fahrplan sollen dann alle Züge aufeinander abgestimmt fahren, um Verspätungen und Umsteigezeiten zu minimieren.

Grantz träumt bereits von einem Intercity-Express in seiner Stadt. Sein Ziel ist ein alle zwei Stunden verkehrender ICE nach München. Denn in Bremerhaven findet man schon lange, dass es ein Unding ist, dass ein IC zwar in Orten wie Norddeich Mole, Westerstede-Ocholt, Augustfehn oder Marienhafe hält, aber eben nicht bei ihnen – obwohl rund 118.000 Menschen hier leben.

Für die Bahn ist die IC-Strecke von Bremen nach Oldenburg, Emden und Norddeich aber wohl lukrativer.

„Für Bremerhaven ist es symbolischvon hoher Bedeutung“

Melf Grantz, (SPD), Oberbürgermeister von Bremerhaven

Ohnehin fehlt es für einen ICE, der auch in Bremerhaven hält, an Gleisen. Zum einen ist die Trasse zwischen Bremen und Bremerhaven bisher nicht für einen Hochgeschwindigkeitszug ausgelegt, sagt Jens Tittmann, der Sprecher der grünen Verkehrssenatorin Maike Schae­fer. Zum anderen ist die Bahnstrecke zwischen Bremen und Bremerhaven durch den Güterverkehr schon stark belastet. Und der wiederum hat Priorität gegenüber Personenverkehr und soll möglichst fahrplangetreu von Bremerhaven bis nach Genua gelangen. Zudem möchte der rot-grün-rote Senat auch gern noch die S-Bahn nach Bremen-Nord ausbauen.

Es braucht – für all das – also zunächst einmal ein drittes Gleis zwischen Bremen und Bremerhaven, eh man konkret über mehr Fernverkehrszüge an die Nordseeküste reden kann. Auf dem könnten dann aber auch viele mit Exportautos beladene Güterzüge den Bremer Hauptbahnhof umfahren.

Für dieses dritte Gleis „ist der Planungsauftrag erteilt“, heißt es im Verkehrsressort – wie schnell die Bahn das jetzt baut, weiß man dort aber auch nicht. „Wir pochen jedoch darauf, dass das schnellstmöglich umgesetzt wird, weil die Trasse jetzt schon überlastet ist“, sagt Tittmann. Doch vor Mitte des Jahrzehnts wird das Projekt nach Angaben eines Bahnsprechers wohl kaum in Angriff genommen.

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