: Jubel über die Handbremse
Die Niederlande und die skandinavischen Staaten freuen sich über finanzielle Entlastungen

Aus Amsterdam Tobias Müller und aus Stockholm Reinhard Wolff
Aus Sicht von Mark Rutte, der neuen Galionsfigur der „sparsamen Vier“, ist die Bilanz des Gipfels durchaus zufriedenstellend. Was nicht nur daran liegt, dass deren Umfang von 500 auf 390 Milliarden Euro deutlich gedrückt wurde. Auch die Strategie des niederländischen Regierungschefs ging auf: Er schuf ein Junktim zwischen dieser Verschuldung und einer Reduzierung des jährlichen Beitrags Den Haags zum EU-Haushalt. Zudem behalten die Niederlande fortan 25 Prozent statt wie bisher 20 der gemeinschaftlichen Zolleinnahmen im Rotterdamer Hafen.
Die Mitte-rechts-Regierung stellt die Resultate demnach als großen Erfolg dar. Rutte betont vor allem die „Handbremse“, mit der Netto- Zahler bei Zweifeln an wirtschaftlichen Reformen der Empfängerländer Zahlungen stoppen könnten.
Nicht ganz so euphorisch sind die Reaktionen aus Skandinavien. „Akzeptabel“ sei das Gipfelresultat, meinte etwa Schwedens Regierungschef Stefan Löfven. Vor allem wenn man die Linie der Mehrheit der EU-Länder berücksichtige. Und seine Kolleginnen aus Finnland und Dänemark, Sanna Marin und Mette Frederiksen, hoben als positives Resultat der Marathonverhandlungen vor allem hervor, dass man sich überhaupt auf einen Kompromiss einigen konnte. So habe man, was die eigene Staatskasse angehe, zumindest Schlimmeres verhindern können.
Gemessen an der Ausgangspositionen der drei sozialdemokratisch geführten nordischen EU-Länder, zählen sie aber eher zu den Verlierern. Denn es ging ihnen gar nicht in erster Linie ums Geld, sondern um die Wahrung ihrer Prinzipien: Kooperation ja, aber möglichst keine tiefere als die aktuelle EU-Integration. Dass man nun erstmals gemeinsame europäische Schulden akzeptierte, rief bereits in allen drei Ländern die Opposition von rechts und links auf den Plan.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen