unterm strich
:

Roselyne Bachelot Foto: Gonzalo Fuentes/reuters

Protest gegen Intendanten in Karlsruhe

Mit einem Protest-Spalier haben am Freitag mehr als 300 Beschäftigte des Badischen Staatstheaters in Karlsruhe für einen Neuanfang an dem Haus demonstriert. Seit Wochen schwelt eine Krise: Dem Generalintendanten Peter Spuhler wird von Mitarbeitern ein schlechter Führungsstil vorgeworfen. „Das Vertrauen in die Theaterleitung ist zerstört“, sagte ein Orchestermitglied bei der Kundgebung. Sie begann gleichzeitig mit einer Verwaltungsratsitzung des Theaters, in der der Führungstil Spuhlers Thema werden sollte. Dennoch teilten Baden-Württembergs Wissenschaftsministerin Theresia Bauer (Grüne), Vorsitzende des Verwaltungsrats, und ihr Stellvertreter, der Karlsruher Oberbürgermeister Frank Mentrup (SPD), nach der Sitzung mit, dass sie an Spuhler als Intendanten festhalten. Künftig solle es einen Vertrauensanwalt für die Mitarbeiter und regelmäßige Befragungen in der Belegschaft geben.

Frankreichs neue Kulturministerin

Apokalyptisch stellt sich die Lage der coronagebeutelten Kulturszene Frankreichs dar: Das Pariser Rodin-Museum muss Werke verkaufen, um zu überleben, und der Direktor der Pariser Oper wirft wegen der immensen Verluste das Handtuch. Rettung erhofft man sich nun von der neuen Kulturministerin Roselyne Bachelot, einer krisenerprobten Politikerin: Bachelot hat seit den 80er Jahren wichtige Regierungsposten besetzt. Die 73-Jährige hat sich in ihrer politischen Karriere mit ihrem resoluten Auftreten Respekt verschafft. „Sie hat eine Herkules­arbeit vor sich“, sagte Olivier Py, Intendant des abgesagten Festivals von Avignon, der Zeitschrift Les Inrockuptibles. Sie müsse gegen die „Technokraten“ im Finanzministerium antreten, die noch nicht verstanden hätten, dass die Kultur mehr zur Wirtschaftsleistung beitrage als die Automobilindustrie, so Py.

Mein Körper, meine Sache

Die Künstlerin Julia Zwetkowa erhält in Russland Strafen und Morddrohungen, weil sie gleichgeschlechtliche Paare mit Regenbogen-Motiven malt. Der Fall der 27-Jährigen ist symptomatisch für ein restriktives System. Aufgrund ihrer Zeichnungen nackter Frauen hat die junge Künstlerin schon Monate im Hausarrest verbracht. Auch mit der Darstellung gleichgeschlechtlicher Paare mit Kindern eckt Julia Zwetkowa immer wieder an. „Sexuelle Orientierung ist keine Idee, keine Überzeugung“, sagte Zwetkowa vor Gericht. „Und mir persönlich ist kein Fall bekannt, in dem ein Junge beim Anblick einer Regenbogenfahne schwul wurde.“ Das Schlimmste steht ihr noch bevor, ihr wird Verbreitung von Pornografie vorgeworfen. Bis zu sechs Jahre Straflager drohen ihr. Viele prominente Russen aus dem Show- und Mediengeschäft, Menschenrechtler und Politiker verurteilen das Vorgehen der Justiz gegen die Künstlerin. „Mein Körper, meine Sache“ ist inzwischen zum Leitspruch einer ganzen Bewegung geworden.

Wie divers ist die Film- und Fernsehlandschaft?

Am Freitag begann die erste Umfrage zu Vielfalt und Diskriminierung vor und hinter der Kamera: Wer wird wie repräsentiert und wer nicht? Welche Ausschlüsse, Diskriminierungserfahrungen und prekäre Verhältnisse tauchen in der Filmbranche auf? Über 30.000 Filmschaffende sind aufgerufen, an einer Onlinebefragung über Rassismus, Sexismus, Homophobie und Ausgrenzung in der deutschsprachigen Film- und Fernsehbranche teilzunehmen. Denn Zahlen und Fakten, so der Regisseur Jakob Lass, lassen sich nicht kleinreden.