Fast 500.000 Jobs weniger ausgeschrieben

2,9 Millionen Arbeitslose gab es im zweiten Quartal 2020 – und rund 900.000 zu besetzende Stellen

Die Zahl der offenen Stellen in Deutschland ist im zweiten Quartal 2020 um eine halbe Million gesunken. Wie das Nürnberger Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) am Dienstag mitteilte, fiel sie um 36 Prozent auf 893 000. Weil zugleich die Arbeitslosigkeit zunahmen, kam auf drei Arbeitslose nur noch eine offene Stelle.

Die Coronapandemie verstärkte den Rückgang, der schon in der Konjunkturflaute vorher eingesetzt hatte. Im Vergleich zum ersten Quartal 2020 ging die Zahl der offenen Stellen im zweiten Quartal um 191.000 zurück.

Am stärksten war der Einbruch in der Industrie: Die Betriebe senkten die Zahl der offenen Stellen im Vergleich zum Vorjahr um mehr als die Hälfte von 151.000 auf 66.000. Bei den unternehmensnahen Dienstleistungen – darunter die Arbeitnehmerüberlassung – ging die Zahl der offenen Stellen laut IAB von 367.000 auf 209.000 zurück, bei den sonstigen Dienstleistungen – dazu zählt das Gastgewerbe – von 367.000 auf 261.000. In der öffentlichen Verwaltung und der Sozialversicherung dagegen stieg die Zahl der offenen Stellen ganz leicht von 24.000 auf 27.000.

Für den Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) ist die Entwicklung ein Alarmsignal. Die Bundesregierung müsste jetzt Neueinstellungen erleichtern, tue aber „eher das Gegenteil, wie die Eingriffe bei Werkverträgen und Zeitarbeit zeigen“. Statt befristete Arbeitsverhältnisse zu beschneiden, sollte sie die Höchstdauer für sachgrundlose Befristung auf drei Jahre ausweiten. Bei der Zeitarbeit sollte die Überlassungshöchstdauer von 18 Monaten ausgesetzt werden. „Beide Regulierungen, die zum Schutz der Beschäftigten gedacht waren, wenden sich in wirtschaftlich volatilen Zeiten gegen die Interessen der Beschäftigten. Sie tragen mit dazu bei, dass sich Arbeitslosigkeit verfestigt“, sagte VDMA-Arbeitsmarkt­experte Fabian Seus. (dpa)