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Archiv-Artikel

„Diskussion wird heftig“

PODIUM Die CDU lässt Ärzte und Gläubige über Vorhaut-Beschneidungen diskutieren

Von eib
Jens Eckhoff

■ 46, ist Vorsitzender des CDU-Kreisverbands Bremen-Stadt. Er will aus der Bremer CDU eine „moderne Großstadtpartei“ machen.

taz: Herr Eckhoff, warum nehmen Sie sich des kontroversen Themas Vorhaut-Beschneidung an? Haben Sie keine Angst, sich daran die Finger zu verbrennen?

Jens Eckhoff: Nein, gar nicht. Mein Eindruck ist, dass die Meinungsbildung zu dem Thema noch längst nicht abgeschlossen ist, und ich erwarte deshalb heute Abend eine spannende Diskussion, die bestimmt auch mal etwas heftiger wird.

Aber in Ihrer Partei ist die Meinungsbildung doch längst abgeschlossen, nachdem die CDU-Spitze in Berlin erklärt hat, sie wolle ein Gesetz, das die Beschneidungen legalisiert – um Religionsfreiheit für Juden und Muslime zu gewährleisten.

Das war mal wieder par ordre du mufti, eine Ansage von oben, bevor die Parteimitglieder darüber diskutieren konnten. Und ich bin gespannt, wie ein solches Gesetz aussehen soll, ich glaube, da wird es im Detail noch erhebliche rechtliche Probleme geben.

Wie nehmen Sie die Diskussion in Ihrer Partei in Bremen wahr?

Die wird sehr kontrovers geführt. Eine Mehrheit gibt es, glaube ich, für keine Position. Auf der einen Seite stehen die der Kinder- und Jugendärzte, die sagen, es handelt sich um eine Körperverletzung. Auf der anderen Seite gibt es viele, die mit der Religionsfreiheit argumentieren.

Wo stehen Sie?

Ich finde, dass man die Argumente der Kinderärzte sehr ernst nehmen muss, die körperliche Unversehrtheit ist schließlich auch durch das Grundgesetz geschützt. Ich habe mir aber noch keine abschließende Meinung gebildet und möchte auch noch mehr über die religiösen Hintergründe erfahren, um beurteilen zu können, ob ein solches Ritual heutzutage wirklich noch notwendig ist.

Wenn man, wie Ihre Partei, aber auch die SPD, verlangt, man müsse Beschneidungen erlauben, weil Gläubige sonst an ihrer Religionsausübung gehindert würden, dann müsste man eigentlich auch das Kopftuchverbot an Schulen aufheben, oder?

Das wäre eine mögliche Konsequenz. Interview: eib

Podiumsdiskussion: 18 Uhr, Konsul-Hackfeld-Haus, Birkenstraße 34