: Blick in die Glaskugel
WIRTSCHAFTSKRISE Bremer Konjunkturgespräch lockte Optimisten und Pessimisten. Kein klares Ergebnis
Sind wir „durch“ mit der Krise – oder kommt erst noch die zweite Talsohle? Wer wollte das nicht wissen. Das Interesse war also groß am Bremer „Konjunkturgespräch“ im Bremer Rathaus.
Die Botschaft „Wir haben das Schlimmste überstanden“ hört man gern. Christian Bork vom Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie präsentierte sie zur Freude der Zuhörer. Andreas Cors vom Statistischen Landesamt ging noch einen Schritt weiter: Bremen stehe besser da als der Durchschnitt, sagt er mit Hinweis auf statistische Daten, die Bremen und den Rest der Republik hinsichtlich Bruttowertschöpfung, Arbeitsmarkt und Entwicklung von Industrie und Handel verglichen.
Der Wirtschaftswissenschaftler Rudolf Hickel – der nicht als Referent geladen war – goss jedoch Wasser in den Wein. Für den Bereich der Industrie in Bremen seien Automobil- und Stahlproduktion entscheidend. Beide Bereiche seien „Werkbänke“ von international operierenden Konzernen, für die die Betriebe keineswegs im Zentrum der Überlegungen stünden. Von der Zuschaltung eines zweiten Hochofens im Stahlwerk dürfe man also nicht auf den Anstieg der Stahlnachfrage schließen, so Hickel. Bremen profitiere von einer Entscheidung innerhalb des Konzerns, die „in Konkurrenz gegenüber den anderen Standorten“ getroffen wurde. Bei Mercedes befürchten die Beschäftigten gerade den umgekehrten Effekt. Merke: Bremer Daten lassen keinen Rückschluss auf Konjunktur-Faktoren zu. Die Bremer „Exportquote“ hat gleichzeitig wenig mit der Quote der produzierenden Wirtschaft zu tun – auch in Sindelfingen produzierte Autos, so Hickel, schlagen sich in der Bremer Exportquote nieder, wenn sie über Bremen verschifft werden. Der Einbruch der Exportquote hat keinen zwingenden Einfluss auf das produzierende Gewerbe in Bremen.
Fazit: Bremen ist als Datenbasis viel zu klein. Zudem überragt die Prognosefähigkeit der Wirtschaftswissenschaft kaum jene der Astrologie. KAWE