wortwechsel
: Nach der Bruchlandung:Reisen neu entdecken?

Die Angst vor dem Virus reist mit. Ist der Tourismus – wie wir ihn kennen – am Ende? Pleitegeier, leere Oasen? Eine ganze Branche kämpft ums Überleben. Wer zahlt den Preis?

Palma de Mallorca. 14. 6. 20. Eine Woche vor Spaniens offizieller Grenzöffnung für Touristen Foto: Enrique Calvo/reuters

„Die Tourismusbranche ist system­relevant“, taz vom 17. 6. 20

„Es ist die Hölle los!“

Ich arbeite in einem Geschäftsreisebüro. Wir buchen nicht nur Manager, wir buchen auch die Monteure, Seeleute auf Schiffen oder Ölplattformen, wir buchen Polizei, Umweltschützer und Schülergruppen. Wir buchen alles, was notwendig ist, damit es in der Wirtschaft läuft. Und wie sich herausgestellt hat, tun wir das so still und leise, dass es kaum jemand bemerkt. Aber wer kümmert sich denn um all die Probleme, die bei einem Vulkan- oder Virusausbruch auftauchen? Wir können minutenschnell umbuchen, ob sich der Kunde in Indonesien oder in Washington am Flughafen befindet. Das können nur die Reisebüros! Lufthansa und TUI sanieren sich mit den Milliardenhilfen gesund, entlassen Mitarbeiter und werden auch noch ganz elegant die Reisebüros los, an die sie nämlich Provisionen zahlen müssen, wenn über sie gebucht wird. Wie kann es sein, dass TUI schon seit Wochen für Reisebüros telefonisch nicht mehr erreichbar ist, für Kunden, die direkt gebucht haben, aber schon? Wie kann es sein, dass TUI den Direktkunden Geld zurücküberweist, denen, die über die Reisebüros gebucht haben, aber nicht? Wie kann es sein, dass die Reisebüros alle Provisionen der Buchungen der letzten 12 Monate zurückzahlen müssen, weil alles storniert wurde? Wir Reisebüroleute arbeiten seit März quasi für umsonst. Wir verdienen so gut wie nichts, zahlen aber Geld in alle Richtungen zurück.

Es gab in der Branche schon Selbstmorde von verzweifelten Reisebüro-Inhabern, die in die Pleite gegangen sind. Es werden nur wenige Reisebüros überleben. Es müsste wie in der Energiewirtschaft auch in der Touristik eine Aufsichtsbehörde geben. Die Bundesnetzagentur müsste sich darum kümmern, was eine Lufthansa oder TUI mit den Milliarden eigentlich anstellt. Die ganz Großen werden hofiert, unterstützt und gebauchpinselt, und die Kleinen werden plattgemacht. Es ist zum Verzweifeln! Vielleicht ist jemand von Ihnen daran interessiert zu recherchieren, was tatsächlich in der Branche los ist, wer wen ausspielt und über den Tisch zieht. In der Branche ist die Hölle los, und keiner hat auch nur die leiseste Ahnung davon! Name ist der Redaktion bekannt

Unsere Rosa war dabei!

„Du hast den Mundschutz vergessen, mein Michael: Extraausgabe zum Urlaub im Corona-Sommer“, taz vom 17. 6. 20

Hallo liebe taz, euer Reisedossier war wirklich eine besondere Ausgabe für unsere Tochter Rosa und ihre beiden Eltern. Weil sie, obwohl erst vier Jahre alt, seit Tagen „Du hast den Farbfilm vergessen, oh Michael“ vor sich hin trällerte. Die ganze Familie hatte schon einen Ohrwurm, und dann kam dieses taz-Cover! Wirklich ein Volltreffer für unsere Familie.

Und wir entdeckten Rosas Großvater, Carl Amery, in der Zeitung! Wow. Da hat unsere Rosa wahrscheinlich telepathisch an der Redaktionssitzung mitgewirkt.

Immer wieder eine Überraschung wert, eure taz! Anna Bründl, Köln

Reisen ist Therapie

„Comeback das Campings: Im Bulli um die Welt“, taz vom 17. 6. 20

Viel individuelles Reisen ist eine hervorragende Therapie gegen Rassismus. Denn dabei wird man alsbald feststellen, dass man als Mensch fast überall auf der Welt Ausländer – und nur ganz selten als Gast überhaupt nicht willkommen ist! Am intensivsten ist es logischerweise, wenn man zu Fuß unterwegs ist.

Alfonso El Sabio auf taz.de

Habgier der Verbraucher

„Nicht verschaukeln lassen! Flightright fordert die Rechte von Fluggästen ein und warnt vor den Folgen möglicher Insolvenzen“, taz vom 17. 6. 20

Jurist Kadelbach setzt sich für Fluggastrechte ein, wie sie vor der Pandemie in Gesetze gegossen wurden. Gesetze, in denen die Pandemie nicht einmal gedacht wurde. Meine Existenz und mein Lebenswerk als kleiner Reiseveranstalter werden nun leichtfertig aufs Spiel gesetzt. Seit Jahrzehnten kompensieren wir schon komplett CO2, sind zertifiziert, rechnen bei Storno fair ab, bezahlen übertarifliche Löhne. Zentrales Problem ist, dass die Reiseveranstalter 100 Prozent der Reisesumme zurückerstatten müssen, obgleich man Monate gearbeitet hat, bevor eine Reise stattfindet. Wir verdienen nur zwischen Mai und August unser Geld, arbeiten jedoch das ganze Jahr. Bearbeitungsgebühr darf man nicht erheben, Gutscheine darf es nicht geben, der Staat soll es richten. Ich will nicht von Almosen leben, sondern von der von mir erbrachten Arbeit. Wesentlich ist es, die Reisegesetzgebung zu ändern, um einen fairen Ausgleich zwischen Kunden und Unternehmen zu ermöglichen. Einen Kunden werden 10 Prozent der Reisesumme in der Regel nicht schmerzen (letztlich hat er ja durch einen Reiseausfall 90 Prozent mehr zur Verfügung). Den Reiseunternehmen sichern sie die Existenz. Verbraucherschützer erweisen sich derzeit mit ihren Ratschlägen zur Habgier nicht als Schützer, sondern als Existenzvernichter. Christoph Laade (Gartenreisen), Ahaus

„Reisepläne in der Pandemie: Was vom Urlaub übrig bleibt“, taz vom 17. 6. 20

Raus aus dem Moloch!

Was wir gemacht haben: Mit dem Zug in ein putziges Örtchen in der Eifel gefahren, eine Woche in einer gemieteten Ferienwohnung wohnen, wandern, Waldluft atmen, Kornweihen beim Kreisen zusehen, Kühen und Pferden dummes Zeug erzählen, leckeres Essen kochen, lesen, Spiele spielen ... Ist relativ spottbillig und seuchentechnisch unbedenklich, weil man kaum jemanden trifft. War sehr erholsam, und man war einfach mal raus aus dem städtischen Moloch.

Mustardman auf taz.de

Gute Reise! Viel Glück!

Ich kann verstehen, dass manche nur noch rauswollen und in den Urlaub fahren. Also von meiner Seite aus, kein Problem. Schöne Ferien! Schönen Urlaub! Alles Gute! Viel Erfolg, Glück, Gesundheit, Freude, Spaß! Antiheld:in auf taz.de