: Flöhe in der Manege
MUSEUMSGESPRÄCH Das Überseemuseum zeigt den kleinsten Zirkus der Welt
■ 51, studierter Biologe, ist Leiter der Naturkundeabteilung am Überseemuseum, betreut um die 1 Million Objekte.
taz: Wie betrachtet man überhaupt einen Flohzirkus? Man sitzt ja nicht einfach so da wie im normalen Zirkus.
Michael Stiller: Den Flohzirkus selber kann ich nicht groß vergrößern, der ist konservatorisch sicher hinter Glas aufbewahrt. Aber um die Flöhe zu unterscheiden und sie sich mal näher anzusehen, dazu werde ich ein Binokular nehmen.
Sind das lebende Flöhe?
(lacht) Nein, wir sind kein Zoo, wir sind ein Museum. Das können die Leute nicht erwarten und das wollen sie, glaube ich, auch gar nicht so gerne, dass ich denen lebende Flöhe zeige.
Und wie dressiert man die Flöhe?
Dressieren ist das nicht, denn Flöhe können in dem Sinne nicht lernen. Aber sie neigen dazu, wenn sie sich vollgesaugt haben, sich zu verstecken. Wenn man sie dann mit der Lampe anstrahlt –und das ist der Trick des Flohzirkusdirektors – dann versuchen sie, wegzulaufen. Das bewirkt dann, dass sie diese so genannten Kunststücke vorführen.
Was für Kunststücke kommen dabei heraus?
Sie sind mit einer ganz dünnen Schnur an dem jeweiligen Gerät befestigt, sodass sie sich nicht frei bewegen können und dann eben versuchen, was zu machen. Man nimmt dann für bestimmte Sachen Springer und dann gibt es kräftigere, die dann zum Beispiel einen Karren ziehen.
Wie erklärt sich die Flohzirkustradition?
Davon geht eine gewisse Faszination aus. Einerseits Abstoßung. Der Flohzirkusdirektor lässt sie etwa an sich saugen. Die müssen ja auch ernährt werden, die Tiere. Andererseits können sie Kunststücke machen. INTERVIEW: NAG
15 Uhr, Übersee-Museum, Eintritt 8, 50 Euro (inkl. Kuchengedeck)