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Archiv-Artikel

Islamisten im Visier

TERRORISMUS Hamburger Verfassungsschutz warnt vor Islamisten, die zur Terrorausbildung nach Pakistan gereist sind. Einige seien wieder zurück in Deutschland – und gewaltbereit

Von den einzelnen Mitgliedern der Islamistengruppe geht ein „hohes Gefahrenpotenzial“ aus

VON UTA GENSICHEN

Eine zehnköpfige Gruppe von möglicherweise gewaltbereiten Islamisten ist in das Visier der Hamburger Sicherheitsbehörden geraten. Laut einem Bericht des ARD-Magazins „Report Mainz“ vom Montag soll die Gruppe bereits im März zur Terrorausbildung nach Pakistan gereist sein. Das gehe aus einem internen Bericht des Hamburger Verfassungsschutzes und des Landeskriminalamts hervor.

Kommentieren will die Innenbehörde das Dokument nicht. Sprecher Marco Haase betonte jedoch, dass die betroffenen Dienststellen „im Kampf gegen den islamistischen Terror“ verschiedene Maßnahmen treffen – „auch und gerade vor dem Hintergrund der aktuellen Gefährdungslage und den in den vergangenen Wochen im Internet platzierten Videobotschaften“. Konkrete Hinweise auf Anschlagsplanungen gebe es derzeit aber nicht.

Indes beschreibt der geheime Bericht, der „Report Mainz“ vorliegen soll, dass die Gruppenmitglieder über „eine jihadistische Grundeinstellung“ verfügen und der „gewaltbereiten jihadistischen Szene in Hamburg zuzurechnen“ sind. Dem Magazin zufolge soll der Anführer ein Deutscher syrischer Abstammung sein, der von den Behörden als „Gefährder“ eingestuft werde. Treffpunkt der Islamisten war demnach die Taiba-Mosche im Stadtteil St. Georg, die noch bis vor einem Jahr den Namen „Al Quds“ trug. Als Anlaufstelle von einigen Attentätern des 11. September 2001 in den USA erlangte sie eine traurige Bekanntheit. Mindestens zwei Mitglieder der Islamistengruppe sollen „Report Mainz“ zufolge wieder zurück in Deutschland sein. Dabei handele es sich um die beiden konvertierten Deutschen Michael W. und Alexander J.

Insgesamt seien rund 180 Personen aus Deutschland in Ausbildungscamps von Al-Kaida oder der Islamischen Jihad-Union gereist. Etwa die Hälfte davon halte sich mittlerweile wieder im Land auf, vermuten die Behörden. Von den einzelnen Mitgliedern gehe ein „hohes Gefahrenpotenzial“ aus. „Je nach individuellem Radikalisierungsgrad ist davon auszugehen, dass diese Personen grundsätzlich bereit sind, im In- oder Ausland (Selbstmord-)Anschläge zu begehen“, zitiert das Magazin aus dem internen Bericht.

Einen Anlass zur Panikmache gebe es dennoch nicht, sagt Andreas Dressel, innenpolitischer Sprecher der SPD-Bürgerschaftsfraktion. Angesichts der Herkunft einiger Attentäter des 11. September 2001 habe Hamburg eine ganz besondere Verantwortung. „Hamburg ist in der Pflicht, die Bewegung im Blick zu halten“, sagt Dressel. Als Vorsitzender des Kontrollausschusses des Verfassungsschutzes wisse er jedoch, dass die Hamburger Sicherheitsbehörden die derzeit noch abstrakte Bedrohung durchaus ernst nehmen.

Laut Behördensprecher Marco Haase habe sich die Innenbehörde bereits mit den Sicherheitsbehörden des Bundes und der Länder auf Maßnahmen verständigt. Diese sollen gemeinsam, und auch in Hamburg, umgesetzt werden. In aller Öffentlichkeit darüber rede wolle man aber nicht – „um die Wirksamkeit unserer Maßnahmen nicht zu gefährden“, sagt Haase.