: Nachfolger gesucht
SYRIEN Algeriens Exaußenminister Lakhdar Brahimi könnte nach Kofi Annans Rücktritt neuer UN-Syrienbeauftragter werden
NEW YORK dapd | Der frühere algerische Außenminister Lakhdar Brahimi gilt offenbar als Favorit für das Amt des UN-Sondergesandten für Syrien. Eine Woche nach dem Rücktritt von Kofi Annan brachten Diplomaten Brahimi am Donnerstagabend in New York als aussichtsreichsten Kandidaten ins Spiel. Weitere mögliche Anwärter sind demnach der ehemalige Nato-Generalsekretär und EU-Außenbeauftragte Javier Solana sowie der frühere spanische Außenminister Miguel Angel Moratinos.
Der 78-jährige Brahimi war von 1991 bis 1993 algerischer Außenminister und hatte seit 1994 mehrere ranghohe Posten bei den Vereinten Nationen inne, unter anderem als Gesandter für Afghanistan, Haiti und den Irak. Als Gesandter der Arabischen Liga handelte er die Beendigung des Bürgerkriegs in Libanon mit aus. 2005 ging Brahimi in den Ruhestand.
Annan hatte am 2. August seinen Rücktritt als gemeinsamer Syrien-Sondergesandter der UN und der Arabischen Liga erklärt. Er begründete den Schritt mit Zerwürfnissen innerhalb des UN-Sicherheitsrates, die ein geschlossenes Bemühen um die Beendigung der Gewalt in Syrien unmöglich gemacht hätten.
Unterdessen teilte das Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen (UNHCR) in Genf mit, dass fast 150.000 Menschen auf der Flucht vor dem syrischen Bürgerkrieg um die Hilfe der Organisation gebeten hätten. Die UNHCR-Büros in der Türkei, in Libanon, Jordanien sowie Irak hätten in dieser Woche allesamt eine starke Zunahme von Flüchtlingen gemeldet, sagte ein Sprecher in Genf. Allein in der Türkei hielten sich mittlerweile mehr als 50.000 syrische Flüchtlinge auf.
Großbritannien kündigte derweil Finanzhilfen in Höhe von 5 Millionen Pfund (etwa 6,3 Millionen Euro) für die syrischen Rebellen an. Das Geld sei nicht für den Kauf von Waffen bestimmt, erläuterte der britische Außenminister William Hague in einem Artikel in der Zeitung Times am Freitag. Es sei vielmehr für den Kauf von Satellitentelefonen, Generatoren und Medikamenten gedacht.
London müsse seine Kontakte zum politischen Flügel der Freien Syrischen Armee intensivieren, „um den unausweichlichen Fall“ von Präsident Baschar Assad vorzubereiten, schrieb Hague. „Wir müssen heute Beziehungen zu denjenigen aufbauen, die in Zukunft in Syrien regieren könnten“, schrieb Hague. Zugleich rief er die Rebellen auf, sich an die Regeln des Völkerrechts zu halten und die Menschenrechte zu achten. Zuvor hatte die Regierung in London die syrische Opposition mit rund 1,4 Millionen Pfund (knapp 1,8 Millionen Euro) unterstützt und überdies Hilfsgüter im Wert von 27,5 Millionen Pfund (rund 35 Millionen Euro) nach Syrien geliefert.
Syrische Aktivisten berichteten unterdessen von erneuten Kämpfen in den Städten Damaskus und Aleppo. Nach Angaben der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte in London waren Explosionen und Schüsse in Damaskus zu hören. Auch im Norden von Aleppo wurde demnach weiter gekämpft.