: Wie geht es uns, Herr Küppersbusch?
Das Programm der Linkspartei ist Ablehnung. Bleibt die strategische Funktion: Es gibt trotz der Sozialdemokraten noch eine Möglichkeit für Willy Brandts Mehrheit „links der Mitte“. Jetzt kann sogar Borussia Dortmund Meister werden
taz: Was war schlecht letzte Woche?
Friedrich Küppersbusch: Merkel will nur ein TV-Duell.
Was wird besser in dieser?
Die ellenlange Debatte um die Fernsehduelle soll jetzt live übertragen werden.
Angela Merkel will nur ein TV-Duell mit Schröder. Hat sie Angst?
Nein, Strategie. Sowohl Stoiber als auch Rüttgers brillierten in ihren Duellen nicht gerade, konnten aber mit dem jeweils ersten Auftritt einen Achtungserfolg – „überraschend nicht eingebrochen“ – erzielen. Merkel wäre schlau genug, sich damit zufrieden zu geben, statt im zweiten Durchgang dann doch ausgepunktet zu werden. Darauf deutet auch das Angebot aus dem Merkel-Lager, zwar nur ein Duell zu machen, dies aber durchaus länger als bisher.
Am Wochenende hat die PDS, Pardon, DIE LINKE.PDS respektive DIE LINKSPARTEI.PDS, in Nordrhein-Westfalen getagt. Hat Sie der Auftritt des Spitzenkandidaten Oscar Lafontaine überzeugt?
Wovon? Lafontaine hat 1990 Partei und Wählern ein starkes Mandat, die SPD in der Opposition zu führen, vor die Füße geworfen. 1999 warf er Parteivorsitz und Ministeramt weg. Sein auf Helmut Schmidt gemünzter Satz, mit dessen „Sekundärtugenden könnte man auch ein Konzentrationslager führen“ erweist sich als ganzes Programm: auf die Kacke hauen, und wenn’s keinen Spaß mehr macht, verschwinden. Das ist ein gültiger Gegenentwurf zum „Parteisoldaten“ und darin nicht mal unsympathisch – der Bursche lebt sein Leben, wie’s ihm einfällt. Daran möchte man ihn aber auch nicht durch weitere lästige Mandate hindern.
Einige der Forderungen von Linkspartei und Lafontaine lesen sich immerhin plausibler als Wahlprogramm der SPD. Sind sie nicht eine Bereicherung der politischen Debatte?
„Mindestlöhne“ landen bei derzeitigem Kräfteverhältnis weit unter Tarif; ein „Ende des Sozialdumpings“ ist sicher so durchsetzbar wie die ebenso berechtigte Forderung „Damit das Wetter wieder Deutsch wird – NPD“; höhere Steuern für Spitzenverdiener covert die SPD längst, und ein „Ende der neoliberalen Politik“ ist eben keine programmatische Aussage, sondern die Ablehnung einer solchen. Der strategische Wert der Linkspartei besteht eher in dem nicht untröstlichen Manifest, dass Willy Brandts „Mehrheit diesseits der Mitte“ insgesamt existiert und jedenfalls noch nicht einmal durch die Sozialdemokraten zu ruinieren ist.
Am möglichen Regierungspersonal der FDP wird in den Medien oft herumgemäkelt, vor allem an Westerwelle. Hat er noch Chancen, Minister einer schwarz-gelben Bundesregierung zu werden?
The winner takes it all. Nichts von dem, was da jetzt gerüchtelt wird, wird nach Wahlerfolg und Regierungsbeteiligung der FDP noch Bestand haben.
Bundeskanzler Schröder ist auf einer Art Abschiedstournee. Nächsten Dienstag lässt er sich mit dem „Heinrich-Albertz-Friedenspreis“ ehren, am Mittwoch erscheint ein Buch mit den schönsten Fotos vom Kanzler. Schon gestern saß er bei „Christiansen“. Was dürfen wir noch politisch erwarten?
Immerhin kann man seine Medienpräsenz nicht so deuten, dass ihm sein Abschiedszeugnis auch schon wurscht wäre. Schröder hat Deutschland und der Welt – und über diesen ja nicht ganz anspruchslosen Umweg endlich sich – bewiesen, dass er „da rein“ kommt, dass der Halbwaise und Sohn einer Putzfrau Kanzler werden und binnen sieben Jahren jedenfalls nicht weniger bewegen konnte hat als die Bürger- und Großbürgerkinder vor ihm. Als persönliche Bilanz nicht so übel.
Hat die Regentschaft Schröders seiner Partei auf lange Sicht eher geschadet oder genutzt?
Richtig, die politische Bilanz ist nur auf sehr lange Sicht positiv zu sehen: Eine regierungsfähige Sozialdemokratie wird es erst dann wieder geben, wenn die liegen gebliebenen Hausaufgaben Schröders erledigt sind: Integration der Ostsozialisten, geschlossene und globalisierungssichere Neuerfindung einer sozialen, demokratischen Politik. Gerhard Schröder hat zu Ende vorgeführt, wie es für die SPD nicht weitergeht.
Bei der Schwimm-WM erweisen sich die älteren Athleten als zuverlässig. Steckt auch der Spitzensport in der Krise?
Ja, ich bin auch schon 44.
Borussia Dortmund hat die zukunftweisenden Vereinsfarben (Schwarz-Gelb) und schon 44.000 Dauerkarten für die kommende Saison verkauft. Was bleibt da noch zu tun?
Nach der besten Rückrunde, wo gibt wieso, wie es fachsprachlich heißt, zeugen das Ausscheiden im UI-Cup und durchwachsene Vorbereitungsspiele vom bewährten Understatement des kommenden Meisters.
FRAGEN: DAH