: Obdachlose bald ganz obdachlos
SOZIALES Neuer Eigentümer kündigt der Schöneberger Wohnungslosentagesstätte
Obdachlose in Schöneberg könnten künftig Probleme dabei haben, auch nur kurzfristiges Obdach zu finden: Der Wohnungslosentagesstätte (WoTa) in der Hohenstaufenstraße, in der bis zu 80 Bedürftige täglich Essen, Kleidung oder eine Notunterkunft erhalten, wurde gekündigt. Zum Jahresende, so der neue Eigentümer, müsse die WoTa ausziehen.
Eigentümer aus Singapur
„Wir haben versucht zu verhandeln“, sagt Gesine Hanebuth-Schubert vom Unionhilfswerk, dem Betreiber der Einrichtung. Der neue Eigentümer aus Singapur, der das Gebäude im August 2011 kaufte, habe jedoch „bestimmte Erwartungen“, die man nicht erfüllen könne.
Derzeit, so Hanebuth-Schubert, zahle das Unionhilfswerk noch 6,50 Euro Kaltmiete pro Quadratmeter. Bis 2014 habe sich die Miete auf 8 Euro erhöht – das entspricht einer Preissteigerung von 23 Prozent. Zudem handle es sich um eine Staffelmiete, die jedes Jahr steigt. Auf diese „moderate“ Erhöhung, bestätigt auch Hubert Haas von der Hausverwaltung Schwabia, über die der alte Vertrag geschlossen worden war, habe man versucht, sich zu einigen – jedoch ohne Erfolg.
„Es ist ganz eindeutig so, dass die WoTa gekündigt wurde, weil der neue Besitzer keine Wohnungslosentagesstätte haben will“, sagt allerdings Sybill Klotz, Bezirksstadträtin für Gesundheit, Soziales und Stadtentwicklung. Immerhin, räumt auch Verwalter Haas ein, würden viele Mietinteressenten eine solche Einrichtung nicht in ihrem direkten Umfeld haben wollen. So habe etwa die Gewerbeeinheit direkt neben der Tagesstätte, die ebenfalls von Schwabia verwaltet wird, mehr als ein Jahr leer gestanden.
Der Fall sei zudem Ausdruck der Verdrängung durch steigende Mieten in den Bezirken der Innenstadt, sagt Klotz. Der Bezirk Tempelhof-Schöneberg könne die Zuwendung für die WoTa jedoch nicht aufstocken. Sie sei schon froh, dass die Zuwendung nicht gekürzt werden müsse: 190.000 Euro erhält die WoTa jährlich vom Bezirk.
Unionhilfswerk und der Bezirk Tempelhof-Schöneberg suchen nun neue Räume für die WoTa. Man würde gern im Bezirk bleiben, sagt Hanebuth-Schubert. Wenn es gar nicht anders geht, müsse die WoTa in einen anderen Bezirk ausweichen. Allerdings, so Bezirksstadträtin Klotz, werde die Einrichtung eben in Schöneberg gebraucht. Wenn die WoTa weiter in den Süden ziehe, nach Lichtenrade etwa, vermutet sie, dass viele Bedürftige aus Schöneberg dort gar nicht hinkommen würden.
RANI NGUYEN