DIE GESCHICHTE DER HUTU-MILIZ FDLR (I): VÖLKERMORD UND FLUCHT : Der Traum von einem Ruanda ohne Tutsi
Das alte Königreich Ruanda gerät ab 1884 unter deutsche und später belgische Kolonialherrschaft. Die Belgier definieren die Begriffe Tutsi (höherstehende Viehbesitzer) und Hutu (niederstehende Bauern) zu Ethnien um. Nach der Unabhängigkeit 1962 regieren Hutu, die tausende Tutsi töten oder vertreiben.
1990 marschiert aus Uganda die Tutsi-Exilarmee Ruandische Patriotische Front (RPF) in Ruanda ein. Der ruandische Präsident Juvenal Habyarimana baut daraufhin seine Hutu-Armee und seine Jugendmiliz Interahamwe aus. Als er eine Machtteilung mit der RPF aushandelt, wird er am 6. April 1994 ermordet. Armee und Milizen beginnen, systematisch Tutsi zu töten – ein Völkermord, bei dem über 800.000 sterben. Als die Tutsi-Kämpfer der RPF jedoch vorrücken und Ruanda erobern, flieht die alte Staatsmacht im Juli 1994 samt Millionen Hutu in den Kongo.
In Flüchtlingslagern nahe der Städte Goma und Bukavu rüstet die Hutu-Armee zur Rückeroberung Ruandas. Ende Oktober 1996 marschiert Ruandas neue Armee im Kongo ein und zerschlägt die Flüchtlingslager. Die meisten zivilen Flüchtlinge kehren nach Ruanda zurück. Eine Minderheit sowie die meisten Hutu-Soldaten fliehen tiefer in den Kongo. Zehntausende sterben 1997 im Wald oder werden getötet. DOMINIC JOHNSON