: „Eine andere Identifikation“
Der Bauernladen war der erste seiner Art in Bremen: Er gehört den 500 Mitgliedern der Erzeuger-Verbraucher-Genossenschaft gleichermaßen. Die ernähren sich für wenig Geld gesund – und unterstützen damit ökologischen Landbau und fairen Handel
Bremen taz ■ Der Bauernladen beim Paulskloster im Viertel ist ein unscheinbares kleines Geschäft. In der Mitte des Raumes lagert in Körben saisonales Bio-Obst und Gemüse, die Regalwände sind mit Waren aus dem Biosortiment bestückt. Ein ganz normaler Bioladen also? Nein. Denn der Bauernladen wird geführt von der Erzeuger-Verbraucher-Genossenschaft (EVG) – und gehört daher allen 500 Mitgliedern gleichermaßen.
„Durch das Genossenschaftsprinzip entsteht eine ganz andere Identifikation mit den ökologischen Prinzipien, nach denen wir uns richten“, sagt Peter Bargfrede, einer der Mitbegründer der EVG. „Wir kaufen nach Möglichkeit nur ökologisch produzierte Waren, die aus der Region kommen“, erklärt er. Denn „ökologisch“ bedeute nicht nur Bio-Anbau, sondern auch Vermeidung von unnötigem Ressourcenverbrauch. Was es regional nicht gibt, beziehen die Aktivisten der EVG von Öko-Kooperativen oder aus fairem Handel. So stammt etwa der Kaffee seit neuestem aus einer Kooperative in Honduras, in der 400 Kleinbauern organisiert sind, und die Vollwertnudeln stellt eine befreundete italienische Kooperative her. „Durch bewussten und politischen Konsum kann man etwas verändern“, meint Peter Bargfrede. „Es ist wichtig, Initiativen zu unterstützen, der Ausbeutung von ArbeiterInnen entgegenzuwirken und Umweltschädigungen zu vermeiden“ sagt Jan Saffe vom Partner-Verein SozialÖkologie (VSÖ). Der Verein organisiert die Öffentlichkeitsarbeit sowie agrarpolitische Bildungs- und Kulturveranstaltungen der EVG.
Bezahlbar wird der bewusste Konsum durch das Genossenschaftsprinzip: Im Bauernladen können nur Genossenschaftsmitglieder einkaufen, Unentschlossene erhalten eine dreimonatige Probemitgliedschaft. Nach dem Kauf eines Genossenschaftsanteils von 50 Euro zahlen die Mitglieder monatliche Beiträge von 10 Euro für Single- oder 20 Euro für Gemeinschaftshaushalte. Davon decken die Betreiber die laufenden Kosten. Verkauft werden die Waren dafür fast zum Einkaufspreis.
Die EVG entstand Ende der 80-er Jahre als Zusammenschluss von und 20 LandwirtInnen und VerbraucherInnen. Vorausgegangen war eine über zehnjährige Phase als Selbstversorgungskooperative. Die EVG sorgte für eine umfangreichere gesunde Ernährung – und sollte zusätzlich die noch junge Biobauern-Bewegung unterstützen.
Zwischen 1989 und 1992 entstanden in Bremen insgesamt sechs Bauernläden in verschiedenen Stadtteilen. Fünf ehrenamtlich geführte Läden schlossen schon nach wenigen Jahren: „Irgendwann ließ einfach das Engagement nach“, sagt Peter Bargfrede. Und Jan Saffe fügt hinzu: „Auf Idealismus allein kann man nicht bauen“. Der Bauernladen im Viertel, der der erste in Bremen überhaupt war, ist daher semi-professionell organisiert. Bargfrede: „So können auch Leute bei uns einkaufen, die sich zwar gesund ernähren wollen, aber keine Zeit haben, sich zeitaufwändig zu engagieren – oder die einfach andere Prioritäten haben.“ Tanja Krämer
Kontakt: ☎ 0421 / 349 90 77