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: Soziales nicht kulturalisieren

Wenn Medien über bestimmte gesellschaftliche Gruppen berichten, müssen sie nicht nur darauf achten, Klischees und Stereotype zu vermeiden. Sie müssen sich auch fragen, wann und in welchen Zusammenhang eine Gruppe besonders oft oder besonders selten benannt wird – und ob damit eine Verzerrung der Realität einhergeht. Denken wir an Frauen, die noch zu selten zu technischen Themen befragt und zitiert werden. Oder an migrantische Gruppen, die zu häufig im Zusammenhang mit Straftaten auftauchen.

Das gilt auch für die Gruppe der Roma. Der Berliner Verein Amaro Foro war deshalb am Dienstag in der taz zu Gast, um aufzuklären über das Bild, das Medien von Roma zeichnen. Amaro Foro macht seit 2010 Jugendarbeit und außerdem analysiert der Verein seit fünf Jahren die Berliner Zeitungen.

Die Gruppe der Roma, so das Ergebnis der Analyse, taucht selten als reales Abbild in den Medien auf, sondern vielmehr als Projektion – kaum zu trennen von Themen wie „Obdachlosigkeit“, „Hausbesetzung“ oder „Erschleichung von Sozialleistungen“.

Unsere Gäste warnten vor dem „Kulturalisieren sozialer Probleme“ und appellierten an die taz, sich bei der Berichterstattung immer zu fragen: Steht die Erwähnung der Gruppe der Roma wirklich in einem sachlichen Zusammenhang mit dem Gegenstand des Berichts? Verwenden wir Worte, die herabwürdigen oder entmenschlichen? Und haben wir alles unternommen, um die relevanten Stimmen aus der Gruppe zu hören, ehe wir über sie sprechen? (pwe)