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Soziale Medien gegen Clearview AI

Mehrere soziale Netzwerke und Internetfirmen haben die Gesichtserkennungsfirma Clearview AI aufgefordert, keine Nutzerfotos für die Identifikation von Menschen aus ihren Plattformen zu ziehen. Facebook schloss sich am Mittwoch YouTube, Twitter und dem Bezahldienst Venmo an, wie das Unternehmen am Mittwoch mitteilte. „Das Zusammenkratzen von Informationen von Menschen verstößt gegen unsere Richtlinien“, sagte eine Facebook-Sprecherin.

Clearview AI nutzt Bilder aus sozialen Netzwerken im Rahmen seiner Zusammenarbeit mit der Polizei (taz berichtete). Im Januar hatte eine investigative Recherche der New York Times und von Buzzfeed über die Zusammenarbeit mit Strafverfolgungsbehörden und die Nutzung von Bildern aus Internetplattformen die Aufmerksamkeit auf Clearview AI gelenkt.

Der zu Paypal gehördende Mobile-­Payment-Dienst Venmo teilte am Mitwoch mit, das Unternehmen werde Clearview eine Unterlassungsaufforderung senden. „Wir arbeiten aktiv daran, die Aktivitäten zu begrenzen und zu blockieren, die gegen diese Richtlinien verstoßen“, sagte Sprecher ­Justin Higgs.

Googles YouTube schickte bereits am Dienstag ein ähnliches Schreiben. „YouTubes Servicebedingungen verbieten ausdrücklich die Sammlung von Daten, die zur Erkennung von Personen genutzt werden können“, teilte YouTube-Sprecher Alex Joseph am Mittwoch mit. „Clearview hat öffentlich zugegeben, ­exakt das zu tun, und als Antwort haben wir eine Unterlassungsaufforderung geschickt. Auch LinkedIn kündigte am Mittwoch „angemessene Maßnahmen“ an, sollte Clearview seine Bedingungen missachten. Vor allem Facebook und Google arbeiten selber an umfangreichen Programmen zur Entwicklung digitaler Gesichtserkennung.

Clearview-Geschäftsführer Hoan Ton-That sagte dem US-Fernsehsender CBS in einem Interview, das Unternehmen habe laut dem ersten Zusatzartikel der US-Verfassung das Recht auf schätzungsweise drei Milliarden Bilder, die es gesammelt hat. In dem sogenannten First Amendment werden unter anderem die Religions-, Presse- und Meinungsfreiheit geregelt.

Die Firma habe ihr System so gebaut, dass es „nur öffentlich verfügbare Informationen nimmt“, sagte Hoan Ton-That CBS. Die Technik werde lediglich von Strafverfolgungsbehörden genutzt, um potenzielle Kriminelle zu identifizieren. Ein Anwalt von Clearview, Tor Ekeland, teilte am Mittwoch mit, die Technik der Firma „arbeitet etwa auf die gleiche Art wie Googles Suchmaschine“. (ap)