HAMBURGER SZENE VON ARNE SCHRADER : Spießrautenlauf
Ein Fuß tastet behutsam den Kiesweg im Park ab, es knistert. Langsam setzt der Mann einen Schritt vor den anderen, bedacht und vorsichtig. Immer im Schatten, von Baumwipfel zu Baumwipfel. Der hochgeklappte Kragen verbirgt die Sicht auf den Hals, der Schirm der Mütze ist tief in die Stirn gezogen. Das nennt sich wohl auf der Hut sein. Darunter kräuseln sich, vage erkennbar, Sorgenfalten. Was hat er vor?
Es ist Samstagnachmittag und schönes Wetter, für Hamburger Verhältnisse. Die vereinzelt vorbeigehenden Leute grüßen freundlich. Er erwidert gequält, zieht die geöffnete Jacke ein Stück weiter zusammen. Seine Hand, er hat sie sich schützend flach auf die linke Brust gelegt. Vor einer Sport-Kneipe zögert er kurz, macht dann Halt. „Man, hier stinkt’s so dermaßen nach Fisch“, brüllt einer. Er zuckt zusammen, sieht dann den Finger des anderen auf die Dunstabzugshaube am Gebäude deuten.
Er nimmt doch lieber die Kneipe nebenan, bestellt ein Bier, Becks, und setzt sich. An der hinteren Wand hängt einer dieser übergroßen Flatscreens, es läuft Bundesligakonferenz. Im weiten Kneipenrund geht alles seinen Gang. Nur einer schaut ihn ein wenig erschöpft an, direkt, eindringlich, misstrauisch. War er zu unvorsichtig? Der Mann lüftet seine Jacke.
Die Werder-Raute. Sie nicken sich vielsagend zu.