Lehrer sollen in die Verlängerung

In Baden-Württemberg sollen LehrerInnen länger arbeiten

Eine Stunde länger unterrichten – mit diesem Plan will die baden-württembergische Landesregierung den Lehrermangel bekämpfen. Den entsprechenden Vorschlag von Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) hat das Kabinett am Dienstag beschlossen. Aber anders als in Bayern, wo Grundschullehrer seit diesem Jahr eine Stunde länger unterrichten müssen, soll die Mehrarbeit in Baden-Württemberg freiwillig sein. Kein Wunder, Eisenmann will als Spitzenkandidatin der CDU 2021 den grünen Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann ablösen. Da will es sich niemand mit den LehrerInnen verderben.

Dabei sind die Probleme der beiden Länder vergleichbar. Wie Bayern kämpft Baden-Württemberg mit steigenden Schülerzahlen und fehlendem Lehrernachwuchs. Deshalb soll die Lücke in den Stundenplänen nun mit dem freiwilligen „Vorgriffsstundenmodell“ geschlossen werden. Das bedeutete, Lehrer sollen bei gleichbleibender Bezahlung drei Jahre lang eine Stunde wöchentlich mehr unterrichten, dann für drei Jahre zum normalen Stundendeputat zurückkehren und anschließend drei Jahre eine Stunde weniger arbeiten. Auf diese Weise hofft Eisenmann achtzig fehlende Lehrerstellen auszugleichen.

Die Reaktion darauf fällt bei der Lehrergewerkschaft verhalten aus. Die baden-württembergische GEW-Vorsitzende Doro Moritz sagt: „Insgesamt hilft es wenig, wenn einige Lehrerinnen und Lehrer länger im Klassenzimmer stehen.“ Sie verweist darauf, dass die GEW schon lange vorschlägt, Lehrer in ihren letzten Arbeitsjahren bei gleicher Bezahlung weniger Stunden unterrichten zu lassen. Auch schlägt die Gewerkschaft vor, Berufsanfänger mit finanziellen Anreizen in ländliche Gebiete zu locken. Benno Stieber