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Die ersten Schritte des kleinen Prinzen: Harry und William im Oktober 1985 Foto: Tim Graham/getty images

Als Republikaner müsste man Prinz Harry, der in dieser Woche angekündigt hat, das britische Königshaus weitgehend zu verlassen, dankbar sein. Eine zünftige Revolution ist derzeit nicht in Sicht, und der vielversprechendste Weg zu einem Ende der Monarchie führt daher nicht durch die Guillotine, sondern über die Abstimmung mit den Füßen: Wenn keiner mehr Bock auf den Zirkus hat, ist es in ein paar Jahren vorbei.

Dann aber fällt der Blick auf William, den großen Bruder. Harry darf machen, was er will, ihm fliegen die Herzen zu: Saufen und Kiffen, Fotografen hauen, Nazi­uniformen tragen. William gilt als der langweilige der beiden Brüder. Vielleicht möchte auch er aus seiner Rolle als Thronfolger ausbrechen. Die Frisur zerzausen, ein bürgerliches Leben führen. Aber er tut es nicht.

Diese kleinen Geschwister, die sich immer alles erlauben können! Die all die Kämpfe nie selbst kämpfen mussten: Wie lange darf ich abends ausgehen? Was ist noch eine Hose, was schon Erregung öffentlichen ­Ärgernisses?

All diese Kämpfe formen aus großen Geschwistern die braven, zurechtgestutzten Erwachsenen, die den Ansprüchen der Eltern genügen, in deren Schatten sich die kleinen Geschwister austoben.

Es sind die großen Geschwister, die auch nach dem Auszug aus dem Elternhaus pünktlich bei Mutti auf der Matte stehen und nicht „mal gucken“, ob sie „vielleicht“ Zeit haben.

Und wenn die Kleinen dann doch irgendwann vor der Tür stehen, viel zu spät und mit einem Sack dreckiger Wäsche über der Schulter, werden sie vom Rest der Familie so bejubelt, wie es der große Bruder oder die große Schwester niemals werden wird.

Kersten Augustin

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