DER RECHTE RAND WIE AKTIV DIE NPD IN HAMBURG WIRKLICH IST : Trügerische Ruhe
„Raus aus dem Euro – rein in die D-Mark“: Unter diesem Slogan agitiert die NPD schon seit Monaten bundesweit gegen die Europäische Union (EU). Auch in Hamburg verteilte die rechtsextreme Partei um den Landesvorsitzende Torben Klebe gleich nach den Sommerferien Flugblätter: „Tausende“ davon hätten vor allem „junge Freunde“ in den Stadtteilen Lurup und Osdorf in die Briefkästen gesteckt, heißt es auf der Website des Landesverbands.
Dieser hat mit seinen 140 Mitgliedern in den vergangenen Jahren immer wieder durch kleine, selten zuvor angekündigte Aktionen versucht, sich als Organisation darzustellen, welche Sorgen und Ängste der einfachen Leute ernst nehme. Aber auch den Aufmarsch unter dem Motto „Tag der deutschen Zukunft“ und die örtliche Kundgebung im Rahmen der „Deutschlandtour“ trug der Landesverband zwar mit.
Die alltäglichen Aktionen würden in den Medien „selten wahrgenommen“, sagt eine Mitarbeiterin des Mobilen Beratungsteams Hamburg (MBT). Eine Folge: Vielfach werde angenommen, dass die Neonazis vor Ort nicht aktiv seien. Das allerdings sei ein Trugschluss, sagt die Beraterin: Nur weil man die Szene nicht wahrnehme, bedeute das eben gerade nicht, dass sie nicht aktiv sei.
In den letzten Tagen erst wieder verteilten NPD-Anhänger nicht nur Flugblätter, sie veranstalteten im Stadtteil Rothenburgsort auch eine Aktion zum Gedenken für die Opfer eines alliierten Luftangriffes im Juli 1943.
„An uns wenden sich immer wieder Menschen, die mit rechten Personen in ihrem eigenen sozialen Umfeld konfrontiert werden“, sagt die MBT-Mitarbeiterin weiter. Bei Beratungsgesprächen habe man festgestellt, dass sich seit des zufälligen Auffliegens des terroristischen „Nationalsozialistischen Untergrunds“ das Bedrohungsgefühl von Personen, die auf Szenewebsites namentlich genannt werden, verstärkt hat.
ANDREAS SPEIT ■ arbeitet als freier Journalist und Autor über die rechte Szene nicht nur in Norddeutschland