„Verdichtung der Poesie“

REAKTIONEN Nur Marcel Reich-Ranicki schweigt

BERLIN taz/dpa | Herta Müller zeichne „mittels Verdichtung der Poesie und Sachlichkeit der Prosa Landschaften der Heimatlosigkeit“, heißt es in der offiziellen Begründung der Nobelpreisjury. Ihr Chef Peter Englund sagte, dass sich in der Preisvergabe vielleicht „teilweise die Rückkehr von Zentral- und Osteuropa widerspiegelt.“ Herta Müller sei „alles andere als eine Quotenfrau“.

„Diktatur ist das Thema aller meiner Bücher. Ich glaube, die Literatur geht immer dahin, wo die Beschädigungen einer Person sind. Das Thema habe ich nicht gewählt, es ist mir zugestoßen,“ sagte Herta Müller am Donnerstag in Berlin. „Ich habe 30 Jahre in einer Diktatur gelebt. Die Dinge, die geschehen sind, sind nicht ausgelöscht. Sie sind in den Kopf, mit dem ich in dieses Land gekommen bin.“ Sie glaube nicht, dass man ihr noch nach dem Leben trachte. „Aber wenn ich in Rumänien bin, zeigt der Geheimdienst, dass es ihn noch gibt. Dabei weiß ich nicht, warum ich für sie interessant bin.“ „Der Nobelpreis ist eine äußere Sache. Meine innere Sache ist das Schreiben. Das gibt mir Halt.“

Der Literaturkritiker Marcel Reich-Ranicki wollte die Vergabe des Literaturnobelpreises nicht kommentieren. „Ich will nicht über die Herta Müller reden“, sagte er. „Ich habe damit gerechnet, dass diesmal eine Frau ihn bekommen wird.“ KAF