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Archiv-Artikel

Weltgrößter Goldbergbaukonzern angeklagt

Indonesien macht Newmont Mining in ungewöhnlichem Umweltprozess für Verseuchung einer Bucht verantwortlich

BERLIN taz ■ Ein einmaliger Fall: Ein US-Manager wird in Indonesien angeklagt, weil er zugelassen haben soll, dass eine Bucht mit Quecksilber und Arsen vergiftet wurde. Der 55-jährige Richard Ness ist Chef einer lokalen Tochterfirma, die dem weltgrößten US-Goldbergbaukonzerns Newmont Mining Corp gehört. Ihm drohen nun zehn Jahre Haft. Auf den Goldkonzern aus in Denver (Colorado) könnten Millionenkosten zukommen, um die Buyat-Bucht in Sulawesi wieder zu reinigen.

Zwischenzeitlich waren sogar fünf Manager festgenommen worden. Der Fall ist ein Test, wie entschlossen Regierung und Justiz die Umweltgesetze durchsetzen. Bisher waren die Gerichte in Indonesien vor allem für ihre Korruption bekannt.

Die Gutachten, die die Verseuchung der Bucht untersuchen sollten, sind widersprüchlich. Newmont beruft sich auf die Weltgesundheitsorganisation (WHO), die in der Bucht keine Vergiftungen feststellen konnten, die die Grenzwerte übersteigen. Eine Studie der indonesischen Regierung hingegen kam zum gegenteiligen Ergebnis. Im Juni verließen zahlreiche Bewohner das Gebiet, weil sie über Kopfschmerzen, Atemproblemen, Tumore und Hautreizungen klagten.

Newmont behauptet, alle Vorschriften beachtet zu haben, als man den Abraum des Goldbergbaus in die Bucht einleitete. Der Konzern wirft benachbarten illegalen Minenbetreibern vor, die Vergiftungen verursacht zu haben. Allerdings hatte die New York Times bereits im Dezember einen internen Bericht von Newmont veröffentlicht, in dem die Konzernführung bereits 2001 darauf hingewiesen wurde, dass Tonnen von Quecksilber in die Luft entweichen.

Die Goldmine wurde seit 1996 betrieben. Auffällig ist, dass der Konflikt um die verseuchte Bucht erst begann, als Newmont vor zwei Jahren anfing, die Mine zu schließen. Im August 2004 wurde sie endgültig still gelegt. „Womöglich will Indonesiens Regierung ein Exempel statuieren in einem Fall, wo sie nicht mehr viel verlieren kann“, mutmaßt Marianne Klute. Und die Umweltexpertin der deutschen Organisation Watch Indonesia in Berlin fügt hinzu: „In Indonesien arbeiten viele andere Bergbaukonzerne ebenso umweltschädlich, doch werden sie nicht belangt.“ Die Anklage von Newmont könnte auch die Folge eines Konkurrenzkampfs zwischen den internationalen Bergbauunternehmen sein, der über lokale Mittelsmänner ausgetragen werde. SVEN HANSEN